Lausitzer Rundschau: Madrid ein Jahr nach den Anschlägen
Lehren für Europa
Cottbus (ots)
Ein Jahr nach dem schlimmsten Terroranschlag auf dem westeuropäischen Kontinent ahnt man eines mit ziemlicher Gewissheit: Wenn die Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsbehörden Europas schon so gut funktioniert hätte wie das grenzübergreifende Zusammenspiel der Terroristen, hätte der Horror des 11. März 2004 in Madrid womöglich verhindert werden können. Die islamistischen Fanatiker, welche mit zehn Bomben 191 Menschen töteten, konnten sich vor dem Terroranschlag fatalerweise fast ungehindert in Europa bewegen. Zwar gerieten die Extremisten der Madrider Terrorzelle auf ihren ausgedehnten Reisen zu Gesinnungsgenossen etwa in Marokko, Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien oder Italien immer mal wieder ins Visier der Polizei. Aber genauso schnell verloren die Verfolger die Spur wieder, sobald der Observierte die Landesgrenze hinter sich ließ. Die Lektion aus diesem Desaster kann nur sein, die internationale Anti-Terror-Zusammenarbeit so schnell wie möglich und ohne nationale Kompetenz-Eifersüchteleien auszubauen. Erste hoffnungsvolle, aber noch lange nicht ausreichende Schritte sind in den vergangenen Monaten vereinbart worden. Noch eines hat Europa aus der Tragödie in Madrid mit Schrecken lernen müssen: Der europäische Kontinent ist für die religiösen Fundamentalisten zum Kampfgebiet für den Heiligen Krieg geworden. Die Sicherheitsbehörden fürchten mit guten Gründen, dass dem Massaker von Madrid weitere Horrortaten in europäischen Hauptstädten folgen könnten. Dutzende Beinah-Attentate fast überall in Europa untermauern diese Sorge. Diese Gefahr den Bürgern gegenüber zu vertuschen, wie es Spaniens früherer konservativer Regierungschef José Maria Aznar versuchte, wäre sträflicher Leichtsinn. Das spanische Volk hat für diese politische Ignoranz einen hohen Preis bezahlen müssen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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