Lausitzer Rundschau: Vor 200 Jahren starb der Dichter der "Räuber"
Schiller ehren
Cottbus (ots)
Heute erinnern wir uns jenes Tages, an dem vor 200 Jahren der große Dichter und Dramatiker Friedrich Schiller seinen letzten Kampf verloren hat und vom Tod mitten aus reichem Schaffen gerissen wurde. Ich gestehe, dass ich diesen Satz in verschiedenen Fassungen ausprobiert habe abgeschreckt von Formulierungen in den vergangenen Wochen, wir würden in diesem Jahr Schillers 200. Todestag begehen, oder gar, wir feierten diesen. Als gäbe es nicht genügend Spielstätten, die begangen und auf die Erfordernisse ihres baulichen Zustandes und auf ihre Ausstattung hin überprüft werden müssten. Und als gäbe es etwas zu feiern im Zusammenhang mit dem Tode eines Menschen, der uns so unendlich viel gegeben hat. Ich gebe allerdings auch zu, dass es mit dem Erinnern so eine Sache ist. An Schiller kann sich keiner mehr erinnern. Aber an gute Deutschlehrer, die ihn zu vermitteln verstanden. Die besten unter ihnen machten und machen ihn nachgerade lebendig. Kabale und Liebe in Cottbus und Senftenberg und Don Carlos im Staatstheater halten ihn jung und frisch. Das ist die beste Art, klassisches Erbe zu bewahren. Dieser 200. Todestag ist von einer wahren Flut von Schillerbüchern, von Zitaten und Sonntagsreden, lachhaften Souvenirs begleitet. Weniger wäre mehr. Denn: Wer sich das Geburtsdatum des Dichters vergegenwärtigt, stößt darauf, dass uns schon 2009 ganz überraschend das nächste Schiller-Jubiläum überkommt: der 250. Geburtstag. Den können wir dann wirklich begehen, feiern, preisen, zelebrieren, zeremoniell gestalten. Aber auch dann ist immer noch wichtiger, Schiller im Alltag zu pflegen, wie das sprachlich schon üblich ist. Denn wenn wir ratlos fragen: Was tun, sprach Zeus?, wenn wir Donner und Doria schimpfen oder in ironischer Selbstbetrachtung feststellen: Die Axt im Hause ersetzt den Zimmermann, dann führen wir Schiller im Mund. Schiller zu ehren heißt, die Welt politisch zu sehen. Geben Sie Gedankenfreiheit!, fordert er im Don Carlos. Gedanken-, sprich: Meinungsfreiheit, ist bei uns Verfassungsgut. Aber zu bedenken ist sie trotzdem. Und sei es drum, in die politische Streitkultur der Demokratie Regeln der Achtung und Fairness einzuführen. Das Schillerwort nimmt uns aber auch in die Pflicht, unterdrückten Völkern in ihrem Kampf gegen Tyrannen mit unseren Mitteln beizustehen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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