Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zum Rechtsextremismus in der Lausitz: Gefährliche Sorglosigkeit
Cottbus (ots)
Bei den Berichten über die Bundestagswahl spielte die rechtsextremistische NPD keine Rolle. Ihr Stimmenanteil ging bei den bunten Tortenstücken im grauen Sektor Sonstige unter. Mit bundesweit 1,6 Prozent für die Extremisten war die politische Welt einigermaßen in Ordnung. In den neuen Bundesländern, besonders in Sachsen und im Süden von Brandenburg, fiel das graue Tortenstück jedoch recht groß aus und war von innen braun. Gemeinden mit zweistelligen NPD-Ergebnissen sind in der Region keine Seltenheit. Protestwähler, wird mancher abwinken, das legt sich wieder. Auch nach der Landtagswahl 2004, als die NPD knapp zehn Prozent in Sachsen und die DVU über sechs Prozent in Brandenburg schafften, flüchteten sich viele in diese Hoffnung. Ein Irrtum. Denn, wo diesmal häufig braun gewählt wurde, machten schon bei der vorigen Landtagswahl viele ihr Kreuz rechtsaußen. Der braune Bodensatz verfestigt sich. Im Schatten des gescheiterten Verbotsverfahrens hat sich die NPD, von der breiten Öffentlichkeit relativ unbemerkt, auf eine widerliche Art modernisiert. Das ist keine Partei alter Männer im Lodenmantel mehr. Sie kommt mit bieder-bürgerlichen und oft auch jungen Funktionären daher. Schlips und Kragen statt Springerstiefel und Bomberjacke. Die NPD gibt sich sozialrevolutionär und als Anwalt des kleinen Mannes. Mit einem nationalistisch-fremdenfeindlichen Bild von der Volksgemeinschaft nutzt sie Ängste vor einer immer komplizierter werdenden Welt und beschwört das kuschlige Gemeinschaftsgefühl der abgeschotteten DDR. Um diesem Spuk die Stirn zu bieten, braucht es keine großen Appelle, sondern mehr selbstbewusste Demokraten: Lehrer, die sich trauen, mit ihren Schülern über die Schulhof-CD der NPD zu diskutieren; Bürgermeister, die sich dafür interessieren, was im örtlichen Jugendklub passiert; Kommunalpolitiker, die nicht zuerst bei der Jugendarbeit sparen und damit Neonazis die Tür öffnen. Dazu müssen wir aber zunächst einsehen, dass die Region ein rechtsextremistisches Problem hat. Die NPD erst wahrnehmen zu wollen, wenn sie im Bundestag sitzt, zeugt von gefährlicher Sorglosigkeit.
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