Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zum Crash-Kurs im Cottbuser Jugendrechtshaus: Helfen hilft
Cottbus (ots)
Es ist der heimliche Albtraum wohl der meisten Mütter und Väter, ihr Kind könnte irgendwann in die Kriminalität abrutschen: Stehlen, dealen, Drogen nehmen, in Springerstiefeln und Bomberjacke rechtsradikale Parolen schreien. Niemand ist tatsächlich gefeit vor solchen Entwicklungen. Wenngleich die meisten Jugendlichen, die sehr früh mit dem Gesetz in Konflikt kommen, aus sozial benachteiligten Familien stammen, nimmt die Zahl junger Straftäter stetig zu, die ein finanziell gesichertes, ein, wie gesagt wird, normales Elternhaus haben. Diese Erfahrung machen die Mitarbeiter des Crash-Kurses vom Jugendrechtshaus Cottbus und der Fachhochschule Lausitz zunehmend. Und sie erleben die Eltern ihrer Klienten oft verzweifelt, ratlos und mit der Erziehung ihrer Kinder völlig überfordert. Aus den verschiedensten Gründen: Leistungsdruck, Versagensängste, Sorge um den Job vielschichtige Probleme einer immer komplizierter werdenden Gesellschaft, in der es an allen Ecken und Enden um Geld und immer wieder um Geld geht. Wegsperren der jungen Kriminellen als Allheilmittel, wie es oft an Stammtischen, manchmal auch von seriösen Politikern, gefordert wird, wäre die falsche Antwort auf dieses wachsende Problem. Es mag für einzelne Schwerkriminelle keine andere Alternative geben. Sehr vielen jungen Leuten aber kann mit gezielter Hilfe wie dem Sozialtraining im Crash-Kurs wirklich geholfen werden, eine neue Perspektive ohne Kriminalität zu finden. Im Land Brandenburg ist der Crash-Kurs mittlerweile in ein Netzwerk von vielen Organisationen, Vereinen und Firmen eingebettet, das sich der sozialen Integration von Straffälligen, Haftentlassenen und Haftgefährdeten verschrieben hat. Das Land mit seinem Justizressort an der Spitze hat sich hinter das Modellvorhaben Haftvermeidung durch soziale Integration gestellt und beteiligt sich an der Finanzierung. Auch Fördermittel der EU fließen. Ein Beispiel, das es wert wäre, auch anderswo in Deutschland Schule zu machen. So viel Mühe und Geld für Knackis? Diese Skepsis kennen vor allem die Crash-Kurs-Mitarbeiter nur zu gut. Statt Skepsis ist aber durchaus Zuversicht angebracht. Wenn bisher von 300 Kursteilnehmern nur acht Prozent rückfällig geworden sind, bestätigt das den Projekt-Machern, dass sie gute Arbeit leisten. Und indem sie dazu beitragen, Haftstrafen zu vermeiden, helfen sie auch Steuergelder sparen. Denn Gefängnis- Aufenthalt gibt es nicht zum Nulltarif, er kostet viel. Und vom Geld mal abgesehen: Es ist doch einfach ein gutes Gefühl, zu erleben, wie junge Männer und Frauen, die schon als Kriminelle abgeschrieben waren, den Weg zurück in ein normales Leben mit Lehrstelle, Job oder Studium finden. Weil viele Verantwortung übernehmen, statt sich gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben. Und außerdem: Wenn es weniger Täter gibt, sind auch weniger Opfer zu beklagen.
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