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Lausitzer Rundschau: Zu Kosovo/Zukunft: Abschied von Belgrad

Cottbus (ots)

Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu
Kosovo/Zukunft:
Mehr als sieben Jahre hat sich Europa um eine Entscheidung über
das Kosovo gedrückt. Für die Menschen dort waren es sieben verlorene
Jahre. Mit einer Pendeldiplomatie zwischen den Hauptstädten Belgrad
und Pristina versuchen jetzt die Vereinten Nationen zu klären, ob die
Region bei Serbien bleibt, unabhängig wird oder sich ein Kompromiss
finden lässt. Letzteres kommt allerdings der Quadratur des Kreises
gleich, warum auch Europa und die UN eine Entscheidung immer wieder
verzögert haben. Während die allermeisten Kosovaren nichts anderes
als ihre Unabhängigkeit akzeptieren wollen, ist dies für viele Serben
undenkbar. Ist doch der Ort ihres Kampfes gegen die im Mittelalter
Europa überrennenden Türken, das historische Amselfeld, ein Baustein
des Selbstverständnisses als Nation. Mehr als Autonomie, weniger als
Unabhängigkeit heißt darum Serbiens Strategie in den Gesprächen.
Dabei ist die Trennung von Belgrad die einzige Lösung mit
Perspektive, wenngleich nicht ohne Risiko. Dagegen ist ein Verbleib
des Kosovo im serbischen Verbund wider den Willen der überwältigenden
Mehrheit der Menschen dort und birgt bereits jetzt den Keim für eine
Destabilisierung Serbien-Montenegros. Von gegenwärtig rund zehn
Millionen Einwohnern sind etwa zwei Millionen Kosovo-Albaner. Wenn
sich aber ein Fünftel der Bevölkerung eines Landes diesem verweigert,
führt dies unweigerlich zu Instabilität. Beteiligen sich die
Kosovo-Albaner am demokratischen Prozess, sind sie eine nicht zu
ignorierende politische Kraft. Noch eklatanter wird dieses Problem
für die serbische Armee. Bei den Wehrpflichtigen liegt der Anteil der
Kosovaren aufgrund ihrer Altersstruktur sogar über einem Fünftel. Die
Serben würden eine ständig wachsende Zahl junger Männer militärisch
ausbilden, die ihnen ablehnend bis feindlich gegenüberstehen. Hinzu
kommt die dichte Besiedelung, der daraus folgende Mangel an Land und
die hohen Immobilienpreise. Aus den südserbischen Regionen dagegen
ziehen die Menschen auf der Suche nach Arbeit in andere Landesteile
und die Kosovaren kaufen zu niedrigen Preisen Land und Häuser.
Serbien droht so der schleichende Verkauf eines Teils seines
Grenzgebietes. Die Unabhängigkeit des Kosovo ist darum auch für
Belgrad die vernünftigste Lösung, auch wenn dessen Politiker dies
öffentlich nicht zugeben und den Menschen das Gegenteil predigen. Es
wäre darum an Europa, die Bürde des bösen Buben zu übernehmen und die
Unabhängigkeit des Kosovo durchzusetzen. Dies ließe Serbiens
Politiker das Gesicht wahren, aber auch die Chance, den Mythos
Amselfeld nach und nach zu entzaubern. Ein politisch unabhängiges
Kosovo liegt sowohl im Interesse Pristinas als auch Belgrads.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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