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Lausitzer Rundschau: Zu Osthoff/Freilassung: Fragen bleiben

Cottbus (ots)

Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu
Osthoff/Freilassung:
Das Allerwichtigste am Verschleppungsfall von Susanne Osthoff
lässt sich in zwei dürre Worte fassen: endlich frei. Die Gefühle der
Dankbarkeit, der Erleichterung und der Freude sollten wenigstens für
einen kurzen Augenblick des Innehaltens Vorrang haben vor allen
anderen Fragen, mögen sie uns auch noch so sehr unter den Nägeln
brennen. Schließlich ging es hier um Menschenleben – das der 43-
jährigen Archäologin aus Bayern und das ihres irakischen Fahrers.
Dass solche Verschleppungen im von bürgerkriegsähnlichen Zuständen
geschüttelten Irak oft nicht so glücklich ausgehen wie dieser erste
Kidnappingfall einer Deutschen wird uns jeden Tag brutal vor Augen
geführt. Im Irak werden Einheimische und Ausländer aus politischen
Motiven oder schlicht aus blanker Geldgier entführt – was beides
gleich schlimm ist. Es wird erpresst und immer wieder bestialisch
ermordet. Oft vor laufender Kamera als Hinrichtung inszeniert. Noch
wissen wir im Fall von Susanne Osthoff nichts Konkretes über die
Täter und deren tatsächliche Beweggründe. Noch wissen wir auch nicht,
wie es zur Freilassung kam. Eines wissen wir aber schon heute: Das
Krisenmanagement in Berlin hat ganz offensichtlich hervorragend
funktioniert. Deutschland hat am Entführungsfall Osthoff über drei
Wochen stark Anteil genommen. Die Medien berichteten weitgehend ohne
Sensationslüsternheit, die RUNDSCHAU erinnerte täglich an ihr
Schicksal. Nun aber, da die Archäologin unversehrt in Sicherheit ist,
darf auch die Frage gestellt werden, ob es wirklich vernünftig oder
nicht doch eher fahrlässig ist, wenn man sich mit Gefahr für Leib und
Leben in ein Land wie den Irak begibt? Susanne Osthoff ist, auch das
wissen wir inzwischen, eine höchst eigenwillige Person. Aber sie war
dort nicht unterwegs aus Abenteuerlust, sondern um den Menschen zu
helfen, auch mit Medikamenten. Darf man so jemandem sagen: Das war
falsch, du darfst da nicht hin? Hätte der Terrorismus dann nicht
eines seiner Ziele erreicht: das Ende persönlicher ausländischer
Hilfe vor Ort? Im Fall der von ihrer Mission besessenen Helferin
Osthoff fällt die Antwort verdammt schwer.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

Rückfragen bitte an:

Lausitzer Rundschau

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Fax: 0355/481247
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