All Stories
Follow
Subscribe to Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Zu Hamas/Wahlsieg: Scherbenhaufen

Cottbus (ots)

Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu
Hamas/Wahlsieg:
Der Hamas-Sieg bei den palästinensischen Parlamentswahlen ist
verdient. Und höchst beunruhigend. Verdient, weil die bisherige, von
der nationalistischen Fatah gestellte Führung korrupt und unfähig
war, weil Hamas vorbildliche Basisarbeit geleistet hat. Beunruhigend,
weil Hamas den aggressiven islamischen Fundamentalismus verkörpert
und der Iran hinter ihr steht; weil Hamas weder die Waffen
niederlegen und auf Terror verzichten will, noch bereit ist, Israel
als Nachbarn anzuerkennen, sondern dessen Vernichtung anstrebt.
Gesiegt hat auch die Demokratie. Doch nicht zuletzt George W. Bush,
der die Wahlen erzwang, muss sich fragen lassen, ob ein
vorübergehender Verzicht auf demokratische Spielregeln nicht einem
Sieg des antidemokratischen Gegners vorzuziehen ist. Nicht nur die
Fatah, sondern auch die USA und Israel stehen vor einem
Scherbenhaufen. Fortschritte in Richtung Umsetzung der „Roadmap“, des
gegenwärtig einzig realistisch wirkenden Vorschlages zur
Konfliktlösung, wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Bei Hamas
sollte man bei aller Sieges-Euphorie nicht vergessen, dass die pure
Ideologie der Gewalt und des Hasses nicht aufrechterhalten werden
kann, will man nicht außerhalb der arabischen Welt zum Geächteten
werden. Genauso wirklichkeitsbezogen wie Hamas seine Innenpolitik
bisher gestaltete, muss sich ihre Führung nun daranmachen,
außenpolitisch einen realistischeren Kurs einzuschlagen. Mit Terror
und Gewalt gegen Israel mag Hamas zwar ihre Förderer in Teheran
erfreuen. Doch sie stößt damit auch ihr skeptisch gegenüberstehende
Europäer und die gegnerischen Amerikaner vor den Kopf, provoziert
Israel zu schmerzlicher Vergeltung und vergrößert letztlich Leiden
und Not der eigenen Zivilbevölkerung. Die Wahlen in den
palästinensischen Gebieten mögen von ihren Siegern als „Islamische
Revolution“ gefeiert werden. Sie haben aber dem nahöstlichen
Krisenherd keine Lösung der jahrzehntealten Probleme gebracht –
sondern kaum lösbare neue hinzugefügt.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

Rückfragen bitte an:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
Email: lr@lr-online.de

Original content of: Lausitzer Rundschau, transmitted by news aktuell

More stories: Lausitzer Rundschau
More stories: Lausitzer Rundschau
  • 26.01.2006 – 20:45

    Lausitzer Rundschau: Zu Mozart/Jubiläum: An die Zukunft erinnern

    Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Mozart/Jubiläum: Es geht, wenn wir Mozart feiern, nicht nur um Mozart. Jedes solche Jubiläum erinnert uns daran, dass wir viel zu erinnern haben, einen geistigen Reichtum, den wir in unserem Leben, privat und gesellschaftlich, viel mehr nutzen sollten. Erinnerungen sind keine Juwelen, die man mal anguckt und ...

  • 25.01.2006 – 20:16

    Lausitzer Rundschau: Zu Jahreswirtschaftsbericht/Erwartungen: Die Zweckpessimisten

    Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Jahreswirtschaftsbericht/Erwartungen: Zweckpessimismus kann auch ein probates Mittel sein. Eingedenk schlechter Erfahrungen aus rot-grünen Regierungsjahren redet die große Koalition im Jahreswirtschaftsbericht lieber die Wachstumsaussichten klein. Umso schöner, wenn es am Ende besser kommt. Der ...

  • 25.01.2006 – 20:16

    Lausitzer Rundschau: Zu Geheimdienste/Kontrolleure: Licht in welches Dunkel

    Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Geheimdienste/Kontrolleure: Sie sind Geheimdienste, denn nicht nur die Resultate der Arbeit solcher Institutionen bleiben zumeist im Dunkeln, auch ihre Arbeit selbst. Auch ein öffentlich tagender Untersuchungsausschuss würde kaum mehr Licht in die Geschäfte von BND und CIA bringen. Was wir wirklich brauchen ...