Lausitzer Rundschau: zu: Sorge um fehlende Erntehelfer für deutsche Landwirte
Cottbus (ots)
Im wahren Leben ist vieles anders, als es Richtlinien und Vereinbarungen zum gemeinschaftlichen Wirtschaftsleben in der Europäischen Union (EU) oft glauben lassen. Das zeigt die Sorge der deutschen Landwirte um ihre polnischen Erntehelfer in diesem Jahr einmal mehr. Als Laie auf dem Gebiet mag man zunächst ungläubig den Kopf schütteln. Weil einheitliches EU-Recht doch nicht automatisch uneinheitliche Handlungsweisen zur Folge haben dürfte. Mit reiner Logik jedoch scheint sich da nichts zu klären. Fakt ist, dass auch für polnische Saisonarbeiter Sozialabgaben abgeführt werden müssen. Die sind mit einem Arbeitgeberanteil von 20,64 Prozent und einem Arbeitnehmeranteil von 27,21 Prozent freilich empfindlich hoch. Da winden sich offenbar nicht nur die deutschen Landwirte. Ob die Polen aber in Frankreich, Holland, Großbritannien oder Schweden am Ende besser beraten sind, weil ihnen dort dank laxeren Gebrauchs des Sozialrechts netto mehr auf die Hand gezahlt wird, das ist fraglich. Denn dabei bleiben am Ende wichtige Sozialstandards auf der Strecke. Das kann nicht im Sinne eines einheitlichen Europas sein. Deshalb ist es nur richtig, dass die Bundesregierung in offiziellen Verhandlungen versuchen will, sich mit der polnischen Regierung auf ein einfacheres und günstigeres Prozedere zu einigen. Den Landwirten freilich muss klar sein, dass sie nicht auf Dauer abgeschottet werden können. Und wer seine Erntehelfer schätzt, findet auch einen Weg, sie zu halten. Solange sich jedoch einzelne Nationen um ihre Pflichterfüllung drücken, bleibt die Politik freilich massiv gefordert, einerseits solche Wege zu ebnen und andererseits wettbewerbsverzerrende Auswege wirksam zu versperren.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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