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Lausitzer Rundschau: zu: 57. Treffen der Sudetendeutschen in Nürnberg beendet

Cottbus (ots)

Zwischen Hoffnung, Skepsis und Ratlosigkeit hin-
und hergerissen waren die Besucher des 57. Sudetendeutschen Tages in 
Nürnberg. Einerseits waren in den vergangenen Wochen durchaus 
bemerkenswerte Töne aus Prag gekommen, was das schwierige Verhältnis 
zu den Sudetendeutschen angeht. Andererseits hat just zum 
Pfingsttreffen jener tschechische Politiker, der Anlass zur Hoffnung 
auf eine Entkrampfung gegeben hatte, die Parlamentswahl verloren: Der
Sozialdemokrat Jiri Paroubek, der von den überwiegend konservativen 
sudetendeutschen Funktionären gelobt wurde, wird wahrscheinlich dem 
Konservativen Mirek Topolank weichen müssen. Und von dessen Partei 
hat man selten milde Töne zur sudetendeutschen Frage vernommen.
 Es blieb den Sudetendeutschen und ihrem Schirmherr Edmund Stoiber 
nichts anderes übrig, als der Hoffnung Ausdruck zu geben, der "neue 
Ton" aus Prag ist eine grundlegende Melodie der gesamten 
tschechischen Politik geworden und nicht nur das Pfeifen eines 
Politikers, der jetzt eine Niederlage erlitten hat.
In der Tat wäre die Zeit 60 Jahre nach der Vertreibung der 
Sudetendeutschen überreif, dass beide Seiten über ihre Schatten 
springen und einen Ausgleich schaffen. Ziel der tschechischen Seite, 
die sudetendeutsche Frage mit der dahinter lauernden Gefahr der 
"materiellen Restitution" auszusitzen, bis niemand mehr da ist, der 
Ansprüche erhebt, ist nur zum Teil erreicht worden. Tatsächlich gibt 
es wahrscheinlich nur noch eine ganz kleine Minderheit der 
Sudetendeutschen, die tatsächlich nach einer vollen Rehabilitierung 
in ihre Heimat zurückkehren würden.
 Andererseits ist es Prag nicht gelungen, den Mantel der Geschichte 
oder den Schleier des Vergessens über die menschenrechtswidrige, zum 
Teil sehr brutale Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg zu decken. 
Hatten die Schlussstrich-Zieher in Prag in der früheren rot-grünen 
Bundesregierung noch einen mehr oder weniger willigen Mitspieler, 
weht jetzt unter Kanzlerin Merkel ein etwas anderer Wind aus Berlin.
Beide Seiten hätten jetzt also allen Grund, die leidigen "Barrieren" 
(Stoiber) endlich durch eine beherzte Politik des Ausgleichs 
abzutragen. Scharfe Töne von beiden Seiten sind dabei 
kontraproduktiv. Mit dem Motto "Vertreibung ist Völkermord" für den 
57. Sudetendeutschen Tag haben die Funktionäre etwas daneben 
gegriffen. Man mag das Motto unter Zuhilfenahme von völkerrechtlichen
Gutachten juristisch rechtfertigen können, beim Normalbürger kommt es
so an, als ob die Sudetendeutschen ihr Schicksal mit dem der Juden 
vergleichen wollten. Und das wäre sicher genauso neben der Sache wie 
es pauschale Beschimpfungen der Sudetendeutschen als "fünfte Kolonne 
Hitlers" waren, die tschechischen Spitzenpolitikern noch vor Kurzem 
über die Lippen gekommen sind.

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