Lausitzer Rundschau: Zu Hoyerswerda/Müttersterben: Notwendige Klarheit
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Hoyerswerda/Müttersterben:
Wirklich überwinden werden die Hinterbliebenen der bei Entbindungen im Sommer 2004 in Hoyerswerda verstorbenen Frauen diesen Schicksalsschlag wohl nie. Die Kinder, die zu Halbwaisen wurden, als ihr Leben begann, erinnern die verwitweten Väter, die Großeltern und andere Verwandte jeden Tag schmerzlich an den Verlust. Dieser Schmerz ist umso schlimmer, je mehr bohrende Fragen offen bleiben: Warum mussten die Mütter sterben? Wäre ihr Tod vermeidbar gewesen? Wer trägt dafür Verantwortung? Ist alles Menschenmögliche getan worden, damit sich so etwas nicht wiederholen kann? Mit der jetzt fertig gestellten Anklage der Staatsanwaltschaft gegen einen Servicetechniker wird nur ein Teil dieser Fragen beantwortet. Deshalb ist es wichtig, dass auch die Ermittlungen gegen das Klinikpersonal bald zu einem Abschluss mit klaren Ergebnissen kommen. Wenn Ärzte und Schwestern Mitverantwortung tragen, müssen sie vor Gericht. Wenn nicht, müssen sie von diesem Verdacht befreit werden. Sicher ist jedoch auch, der Servicetechniker wird im Fall einer Verurteilung nur mit einer Geldstrafe rechnen müssen. Das hat ein ähnlicher Fall in Bayern gezeigt und das ist nachvollziehbar. Schließlich geht es trotz der dramatischen Folgen um Fahrlässigkeit und nicht um vorsätzliches Handeln. Ein Autofahrer, der durch einen Moment der Unaufmerksamkeit einen tödlichen Unfall verursacht, wird auch nicht jahrelang eingesperrt. Den Hinterbliebenen ist am meisten geholfen, wenn es der Justiz gelingt, das Geschehen vom Sommer 2004 möglichst weit gehend aufzuklären. Je weniger Fragen offen bleiben, umso größer ist ihre Chance, mit dem Schicksalsschlag leben zu können.
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