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Lausitzer Rundschau: Zum Anti-Doping-Gesetz: Scheinheilig

Cottbus (ots)

Das Normale ist schon lang' nicht mehr genug. Es
reicht nicht aus, wenn ein 100-Meter-Läufer einen Olympiasieg nach 
Hause bringt. Er muss unter zehn Sekunden liegen. Schneller, höher, 
weiter - das ist die Devise. Ob in der Leichtathletik, beim 
Skispringen oder beim Radsport.
Funktionäre, Medien und Politiker überschlagen sich derzeit in ihren 
Forderungen nach einem Anti-Doping-Gesetz. Das ist scheinheilig, denn
es sind genau diese Stellen, die jahrelang die Augen vor dem 
Offensichtlichen verschlossen haben. Die ihre Hände in Unschuld 
waschen und angeblich nichts gewusst haben wollen: Nicht die 
Fernsehanstalten, die einzelne Sportler hochstilisieren, die Idole 
schaffen und sie gleichermaßen wieder fallen lassen, wenn die 
gewohnten Erfolge ausbleiben. Nicht die Sponsoren, die immer höhere 
Leistungen mit immer höher dotierten Werbeverträgen belohnen, nicht 
die Trainer und Betreuer, die sich im Glanz der Erfolge ihrer 
Schützlinge sonnen.
Wenn ein Sportler diesem Druck nicht mehr standhält und zu verbotenen
Mitteln greift, um die Erwartungen zu erfüllen, ist der Aufschrei 
groß. Das einstige Idol wird als Täter verdammt und wird von Kollegen
und Öffentlichkeit gemieden.
Ja, wir brauchen ein Anti-Doping-Gesetz. Wir brauchen einheitliche 
Regelungen, denn wer dopt, betrügt. Und es muss eine Möglichkeit 
geben, dagegen vorzugehen.
Aber blinder Aktionismus, wie er nach den jüngsten Skandalen um Floyd
Landis und den Vorwürfen gegen Jan Ullrich wieder um sich greift, ist
der falsche Weg. Es gilt einen Konsens zu finden, der international 
Bestand hat, der alle Profisportler mit einbezieht und nachhaltig vor
Doping abschreckt. Denn mehr wird ein Anti-Doping-Gesetz nicht 
schaffen.

Rückfragen bitte an:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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