Lausitzer Rundschau: zu: Fünf Jahre nach dem 11. September 2001
Cottbus (ots)
Nach dem Grauen, dem Leid, das die Todespiloten des 11. September über die USA brachten, würde es wohl einige Zeit brauchen, bis ein Weg zum Frieden sichtbar werden könnte. Aber es war nicht vermessen, darauf zu hoffen, dass dem Schock das Nachdenken folgen würde und eine Wende zum Besseren. Tatsächlich ist die Bilanz der Veränderung, die der 11. September bewirkte, aber kaum weniger erschreckend, als das Ereignis selbst es war. Zu den bangen Fragen, die sich damals abzeichneten, sind neue gekommen. Die Antwort der amerikanischen Regierung unter Präsident George W. Bush war und ist bis heute eine schrecklich verfehlte Politik. Dazu gehört der Versuch, elementare Regeln einer Demokratie zu ignorieren. Gesetze, die ihn binden, versucht Bush zu umgehen, die parlamentarische Kontrolle missachtet er, die Rechtsprechung wird mit jedem nur denkbaren Manöver unterlaufen. Dazu gehört auch die Weigerung, die internationale Staatengemeinschaft, vor allem die Verbündeten zu beteiligen und mitentscheiden zu lassen. Der Angriff auf den Irak und das blutige Chaos, das ihm folgte und bis heute andauert, zeigt, welche Folgen eine solche Art des Regierens hervorbringt. Aber dieser Krieg zeigt noch etwas anderes, etwas schwerwiegenderes. Das schlimmste aller Übel ist die Blindheit gegenüber den wirklichen Herausforderungen. Diese Blindheit hat sicher viele Gründe. Aber von besonderem Gewicht ist die Unfähigkeit der Mächtigen in Washington, sich darüber Klarheit zu verschaffen, mit welchem Gegner sie es zu tun haben. Bush hat Angst vor der Erkenntnis, dass die Täter des 11. September eben auch Gläubige waren. Sich dieser Erkenntnis zu stellen, mag schwer sein für Politiker, die sich auf die Bibel berufen. Doch lehrt uns auch unsere eigene Geschichte, dass fanatische Grausamkeit sich nur zu oft aus dem Glauben an umfassende Heilserwartungen kommt. Die sind nicht das Böse schlechthin. Sie sind Ausdruck von Gesellschaften, denen der Weg in die Moderne verwehrt ist und stetig verwehrt wird. Was in den Moscheen in Saudi-Arabien, in Pakistan an Hass gelehrt wird, dient den herrschenden Cliquen. Diese können nicht Verbündete im Kampf gegen die Gewalt sein. Sie sind gefährlicher als Saddam Husseins Regime. Das ganze Ausmaß der Irrwege, die die USA in den vergangenen fünf Jahren gegangen sind, wird an einer scheinbar nebensächlichen Frage offenkundig. Heute verschleiern sich in Afghanistan, im Irak wieder und immer mehr Frauen aus nackter Furcht. Dies aber ist ein wahrhaftig großer Sieg jener Verbrecher, die vor fünf Jahren der zivilisierten Welt den Krieg erklärten.
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