Lausitzer Rundschau: Daniel Ortega offenbar vor Wahlsieg in Nicaragua: Die Schwäche der Gegner
Cottbus (ots)
Der mögliche Wahlsieg von Daniel Ortega in Nicaragua überrascht auf den ersten Blick, bricht er doch mit einem scheinbar eisernen Gesetz. Ortega galt bei den Wahlen immer als Favorit, um dann am Ende klarer Verlierer zu sein. So war es 1990, 1996 und 2001. Der Sandinist weckte beim Großteil der Bevölkerung unliebsame Erinnerungen an die Zeit der Revolution. Sie brachten ihn entweder mit der Planwirtschaft der Achtziger oder dem Bürgerkrieg in Erinnerung oder hatten schlicht ideologische Vorbehalte. Was war dieses Jahr anders? Vor allem eins: Seine Gegner haben sich selbst geschwächt. Die konservative Regierungspartei PLC, durch und durch korrupt, hat sich gespalten und damit entscheidend zum Sieg Ortegas beigetragen. Gemeinsam kommen die beiden konservativen Bewerber auf rund 50 Prozent. Ortega selbst hat seine Machtbasis eher verkleinert als vergrößert im Vergleich zu 2001. Damals stimmten noch 45 Prozent der Wähler für ihn, dieses Mal kaum 40 Prozent. Da er das wusste, hat er gemeinsam mit dem verurteilten Ex-Präsidenten Arnoldo Alemán das Wahlgesetz auf seine Bedürfnisse maßgeschneidert und die für den Sieg notwendige Mehrheit verkleinert. Zu dem Sieg der Sandinisten trug aber auch bei, dass dieses Jahr viele junge Menschen wählen durften, deren Erinnerungen an die Revolution und die Regierungszeit der Sandinisten sich oft nur aus Erzählungen speisen. Diesen Jungwählern ist genau wie der großen Mehrheit der Nicaraguaner bewusst, dass die 16 Jahre konservativer Regierungen ihre Lage nicht verbessern konnten. Nicaragua 2006 ist nach Haiti das zweitärmste Land der westlichen Hemisphäre. Und während in der Hauptstadt Managua Casinos und Shopping-Center gebaut wurden, müssen weiterhin acht von zehn Menschen mit zwei Dollar am Tag auskommen. Der Erfolg Ortegas hat also wenig mit der Vergangenheit als viel mehr mit der Gegenwart zu tun. Er ist eine Ohrfeige für konservative und sich selbst bereichernde Regierungen, die an der Situation ihrer Bevölkerung nichts geändert haben. Insofern folgt Nicaragua einer sehr lateinamerikanischen Tendenz. Dass die USA die Gespenster der Vergangenheit beschwören und Venezuelas Staatschef die Verlängerung der Linksachse bejubelt, steht auf einem anderen Blatt.
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