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Lausitzer Rundschau: Unruhen in Estland

Cottbus (ots)

In der estnischen Hauptstadt Tallinn lieferten
sich in den vergangenen Tagen Jugendliche schwere Straßenschlachten 
mit der Polizei. Bei den Auseinandersetzungen im Baltikum geht es nur
vordergründig um den Standort eines Denkmals für gefallene russische 
Soldaten. Vielmehr ist es der Unmut der russischen Minderheit über 
ihre teils unwürdigen Lebensbedingungen, der in den Krawallen zum 
Ausdruck kommt. Denn obwohl in Estland etwa 25 Prozent der 
Bevölkerung ethnische Russen sind, besteht die Regierung von 
Ministerpräsident Andrus Ansip auf einem Sprachtest als Bedingung für
die Staatsbürgerschaft. Was zur Folge hat, dass viele ältere Bewohner
der baltischen Republik, die ihr Leben lang in Tallinn russisch 
sprachen, nun offiziell als Staatenlose gelten und etwa von Wahlen 
ausgeschlossen sind.
 In Lettland und Litauen sieht es ähnlich aus. Weswegen sich Europa 
glücklich schätzen kann, dass die Unruhen in Tallinn bislang noch 
nicht auf die beiden anderen Republiken übergegriffen haben. Dass der
russische Bär in Gestalt von Wladimir Putin bislang nur grummelt und 
noch nicht versucht hat, die russischen Minderheiten im Baltikum wie 
im Kaukasus durch Handelssanktionen und Waffengewalt zu schützen, ist
ein Glück. Die deutsche wie die nachfolgenden 
EU-Ratspräsidentschaften wären jedenfalls gut beraten, der Lage der 
ethnischen Minderheiten im Baltikum mehr Aufmerksamkeit zu schenken, 
denn an der östlichen Ostseeküste steht ein Pulverfass, und dessen 
Lunte brennt bereits.

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