Lausitzer Rundschau: Der Drogenbericht der Bundesregierung Vorbilder statt Verbote
Cottbus (ots)
Für viele Ausländer sind deutsche Tankstellen garantiert gewöhnungsbedürftig. Verfügen sie doch über ein alkoholisches Angebot, das etwa in den USA nur in vergleichsweise wenigen Fachgeschäften zu finden ist. In Deutschland lassen sich Bier, Wein und Schnaps dagegen problemlos rund um die Uhr "nachtanken". Das kleine Beispiel ist symptomatisch für unseren unbekümmerten Umgang mit Alltagsdrogen. Und entsprechend problematisch liest sich auch der jüngste Drogenbericht der Bundesregierung. Neben den unübersehbaren Erfolgen im Kampf gegen illegale Suchtmittel ist dort vom besorgniserregenden Missbrauch "weicher Drogen" vor allem unter Jugendlichen die Rede. Nun neigen geschockte Bürger gern dazu, in einer solchen Situation nach schärferen Gesetzen zu rufen. Doch das wäre Aktionismus. Warum sollte ein 17-Jähriger nicht auch Bier trinken dürfen, wenn er damit maßvoll umgehen kann? Worum es gehen muss, ist die Einhaltung bestehender Regelungen. Schon das Jugendschutzgesetz bestimmt, dass Bier erst ab 16 und Hochprozentiges auch in Verbindung mit Saft oder Cola nur ab 18 Jahren ausgeschenkt werden darf. Bei Zuwiderhandlungen kann der Gaststättenbesitzer mit einer Geldbuße von bis zu 50 000 Euro bestraft werden oder sogar seine Lizenz verlieren. Nur müssen eben auch Behörden da sein, die auf eine Einhaltung dieser Bestimmungen achten. Gleichwohl nutzen auch die besten Regelungen wenig, wenn es an Vorbildern mangelt. Konsumieren Eltern übermäßig Alkohol und Zigaretten, ist die Gefahr größer, in den Kindern Nachahmer zu finden. Warum deutsche Tankstellen wie Spirituosengeschäfte aussehen müssen, wäre trotzdem eine politische Überlegung wert.
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