Lausitzer Rundschau: 4,1 Prozent mehr Lohn in der Metall- und Elektroindustrie Tragbar, nicht innovativ
Cottbus (ots)
Gemessen am Kriegsgeheul vor den Tarifverhandlungen - die Forderung von 6,5 Prozent mehr Lohn, die Weigerung, gewinnabhängige Elemente zu akzeptieren, das späte und dann knauserige Angebot der Arbeitgeber und die massiven Warnstreiks - , dann scheint volkswirtschaftlich durchaus tragbar, was in Sindelfingen ausgehandelt worden ist. Denn rechnet man die einzelnen Elemente aufs Jahr um, ergibt sich tatsächlich eine Steigerungsrate von etwa 3,25 Prozent. Diese 3,25 Prozent mehr Lohn sind nicht zu viel: die Auftragsbücher sind voll, im Maschinenbau ist das vierte Wachstumsjahr in Folge angelaufen, die Kapazitäten der Branche sind zu 92 Prozent ausgelastet, bei gut verdienenden Unternehmen steigen nicht nur die Gewinne stark, sondern auch die Managergehälter. Doch selbst in der Metall- und Elektroindustrie verdient ein Fünftel der Unternehmen fast nichts. Für die sind auch 3,25 Prozent womöglich zu viel. Für die anderen kann der Lohntarif dann zur Last werden, wenn die Weltkonjunktur mal nicht mehr so brummt. Doch es gibt flexible Instrumente in dem Pilotabschluss: Die zweite Stufe der Lohnerhöhung und der einmalige Konjunkturzuschlag können um vier Monate nach hinten verschoben werden. Eine wirkliche Vorsorge für schlechten Zeiten ist das freilich nicht. Überdies sind die Tarifverhandlungen vor allem für Arbeitsplatzbesitzer geführt worden. Chancen, über Gewinn- und Vermögensbeteiligungen die Gegensätze zwischen Kapital und Arbeit zu entschärfen, wurden überhaupt nicht wahrgenommen. Innovativ ist dieser Abschluss daher wahrlich nicht.
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