Mitteldeutsche Zeitung: Afghanistan-Einsatz Ex-Bundeswehr-Generalinspekteur Kujat empfiehlt Verwendung der Tornados für Kampfeinsätze am Hindukusch
Halle (ots)
Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Harald Kujat, hat empfohlen, die sechs Tornado-Flugzeuge nicht wie von der Bundesregierung geplant aus Afghanistan abzuziehen, sondern sie dort zu lassen und zu Kampfzwecken einzusetzen. "Wenn Sie den Zugewinn an Fähigkeiten betrachten, dann fallen 90 Soldaten für die Ausbildung ja nicht so ins Gewicht wie Tornados für den Luft-Boden-Einsatz", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Freitag-Ausgabe). "Der operative Zugewinn wäre mit den Tornados wesentlich höher." Die Bundeswehr müsse auch mal "in der Lage sein, unsere Soldaten rauszuhauen, wenn sie in Bedrängnis geraten", so Kujat. "Und bei den Erfahrungen, die wir am 4. September gesammelt haben mit der Luftunterstützung durch die Amerikaner, würde ich sagen: Ich möchte eigene Fähigkeiten dieser Art." Am 4. September 2009 hatten US-Kampfjets auf Anforderung von Oberst Georg Klein zwei von den Taliban entführte Tanklastzüge bombardiert und dabei bis zu 142 Menschen getötet, darunter viele Zivilisten. Klein war seitens der Amerikaner in die Kritik geraten, weil er, wie es hieß, Isaf-Regeln verletzt habe. Der sicherheitspolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Omid Nouripour, erklärte der "Mitteldeutschen Zeitung": "Es ist traurig, dass ein US-General den Deutschen erklären muss, welche Elemente längst nicht mehr gebraucht werden." Er fügte aber hinzu: "Die Entscheidung ist richtig und überfällig, weil die Ausbildung wichtig ist und nicht die Tornados, deren Kosten den Nutzen bei weitem überragt haben. Ich begrüße diese Umschichtung." Der Isaf-Oberbefehlshaber David Petraeus hatte die Bundesregierung aufgefordert, die Tornados abzuziehen und statt dessen zusätzliche Soldaten für die Ausbildung der afghanischen Armee bereitzustellen. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will dem nun folgen und hat die Entsendung von 90 weiteren Soldaten zugesagt.
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