Mitteldeutsche Zeitung: Stasi-Unterlagenbehörde ARD-Journalist Jahn hat beste Chancen, Birthlers Nachfolger zu werden
Halle (ots)
Der ARD-Journalist Roland Jahn hat nach Angaben aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion die besten Chancen, im März 2011 Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde und damit Nachfolger von Marianne Birthler zu werden. Das berichtet die in Halle erscheinende "Mitteldeutsche Zeitung" (Montag-Ausgabe) unter Berufung auf führende Fraktionskreise. Jahn sei "ein guter Junge", der "auf jeden Fall Chancen" habe, heißt es in den Kreisen. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Arnold Vaatz sagte dem Blatt, Jahn sei einer von drei Kandidaten, der seine "Sympathien" genieße. Jahn wurde 1953 in Jena geboren, geriet seit seinem Protest gegen die Ausbürgerung Wolfs Biermanns 1976 mehrmals mit der DDR-Staatsmacht aneinander, wurde deshalb inhaftiert und 1983 abgeschoben. Heute arbeitet er für den Rundfunk Berlin-Brandenburg in der Redaktion des Magazins "Kontraste". Jahn gilt als an der Sache interessiert und überparteilich und denkt derzeit darüber nach, ob er ein entsprechendes Angebot annehmen soll. Für ihn spricht aus Unionssicht neben seiner Vita und dem Umstand, dass er von SPD und Grünen voraussichtlich akzeptiert würde, auch die Tatsache, dass er sich gegen die Herausgabe der Stasi-Akten über Alt-Kanzler Helmut Kohl gewandt hatte. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), der dem Kabinett einen Kandidaten vorschlagen muss, war ein langjähriger Vertrauter Kohls. Widerstand gibt es unterdessen gegen einen weiteren Aspiranten für den Posten, den stellvertretenden Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, David Gill. Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Stephan Hilsberg erklärte der "Mitteldeutschen Zeitung", Gill habe als Sprecher des Bürgerkomitees zur Stasi-Auflösung Aktenvernichtungen verfügt. Dies sei anhand von Unterschriften belegbar. "Er hat da ein Problem", so Hilsberg. "Ich glaube nicht, dass das ein guter Kandidat ist." Vaatz sagte, Gill sei SPD-Mitglied und habe "knallharte SPD-Politik" gemacht. Ihm würden sich die Abgeordneten der Union bei der entscheidenden Abstimmung im Bundestag "geschlossen verweigern". Auch Vaatz' Vorgänger Günter Nooke werden in der Fraktion nur wenige Chancen eingeräumt.
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