Mitteldeutsche Zeitung: Medikamententests Ehemaliger Ministerpräsident Böhmer warnt vor übertriebener Kritik
Halle (ots)
Der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU), hat im Zusammenhang mit Berichten über Arzneimitteltests westlicher Pharma-Firmen in der DDR vor übertriebener Kritik gewarnt. Der Mediziner warnte besonders vor Behauptungen, einzelne Tests hätten zu Schäden oder gar zum Tod geführt. "Dass Leute sterben, das kommt jeden Tag vor", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). "Und wenn jemand nun in einer solchen Testserie drin war, dann muss man schon genau unterscheiden, ob er an seiner Grunderkrankung gestorben ist oder ob er tatsächlich als Folge dieses Medikaments gestorben ist. Letzteres zu beweisen, dürfte schwierig sein. Es einfach zu behaupten, ist die typische Darstellung der DDR-Geschichte aus westlicher Sicht." Ähnliches gelte für die Forderung nach Entschädigung. "Es muss ein Ursache-Wirkungs-Verhältnis zwischen den getesteten Medikamenten und dem eingetretenen Schaden bestehen", so Böhmer. Sonst könne keine Entschädigung gezahlt werden. Der 76-Jährige, der über 30 Jahre lang als Frauenarzt tätig war und 2011 aus dem Amt ausschied, plädierte dafür, den Fällen nachzugehen. "So weit das aufklärbar ist, sollte man es versuchen", betonte er. Allerdings würden Krankenunterlagen nach 30 Jahren vernichtet. Deshalb werde sich nicht mehr alles aufklären lassen. Bisher fehlten Belege dafür, dass überhaupt etwas Verbotenes geschehen sei. Zuletzt war bekannt geworden, dass es in der DDR 50 000 Betroffene gab. Praktisch alle namhaften West-Pharma-Firmen gaben Tests gegen Zahlung von mehreren hunderttausend D-Mark in Auftrag.
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