Mitteldeutsche Zeitung: DDR-Geschichte Es gab 189 000 Inoffizielle Mitarbeiter der Stasi.
Halle (ots)
In der DDR gab es 1989 rund 189 000 Inoffizielle Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit. Überdies waren zu jener Zeit 3000 bis 3500 Bundesbürger als IM aktiv. Das ergibt sich nach einem Bericht der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei im Bundestag. Damit entscheidet die Regierung formal einen Streit, der die Stasi-Unterlagen-Behörde in den letzten Monaten beschäftigt hatte. Der in der Behörde angestellte Forscher Ilko-Sascha Kowalczuk hatte die bisherigen Zahlen in seinem Buch "Stasi konkret" in Zweifel gezogen mit der Begründung, manche IM seien doppelt gezählt worden oder hätten gar keine Informationen geliefert, sondern beispielsweise nur konspirative Wohnungen bereitgestellt. Indirekt stellte er damit die Forschungsergebnisse seines Kollegen Helmut Müller-Enbergs infrage, auf dessen Arbeit die Zahlen im Wesentlichen beruhen. Christian Booß, ebenfalls als Wissenschaftler in der Forschungsabteilung der Stasi-Unterlagen-Behörde beschäftigt, warf Kowalczuk vor, DDR-Nostalgikern in die Hände zu spielen. In einer von der Behörde veranstalteten Podiumsdiskussion wurde der Konflikt offen ausgetragen. In der Antwort der Bundesregierung, die Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) basierend auf Behörden-Auskunft gegeben hat, heißt es nun: "Die Zahl von 189 000 Inoffiziellen Mitarbeitern, auf die in den Tätigkeitsberichten des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Bezug genommen wird, entspricht dem bisherigen Forschungsstand." Weiter heißt es: "Die formale Einstufung von Gesellschaftlichen Mitarbeitern für Sicherheit als Inoffizielle Mitarbeiter wurde durch die Rechtsprechung des Verwaltungsgerichts Berlin bestätigt." Auch Inoffizielle Mitarbeiter zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens (IMK) gehörten "nach der verwaltungsrechtlichen Rechtsprechung zu den IM". Beide Gruppen hatte Kowalczuk nicht dazu zählen wollen. In der Antwort der Bundesregierung steht schließlich, das Buch "Stasi konkret" sei "keine Publikation des Bundesbeauftragten, sondern der Beitrag eines einzelnen Autors, dessen Inhalt er persönlich verantwortet". Allerdings werde die Debatte um Zahl und Einordnung der IM seit vielen Jahren geführt. Dazu gebe es eine Vielzahl unterschiedlicher Auffassungen.
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