Mitteldeutsche Zeitung: zum 17. Juni
Halle (ots)
Das Ereignis selber schwand allmählich aus dem Bewusstsein zumal der jüngeren Generation, auch im Osten. Und dabei ist es geblieben, der Trend setzt sich fort, wie eben vom ZDF veröffentlichte Umfrageergebnisse der Forschungsgruppe Wahlen belegen. Nur jeder zehnte Deutsche unter Dreißig weiß, was am 17. Juni 1953 eigentlich passiert ist. Nun kann man geflissentlich das gern verwendete Argument herbeiziehen, es habe sich ja so viel Dramatisches in der jüngeren Vergangenheit zugetragen, die Menschen stünden zudem unter enormem Druck, den die politische Gegenwart erzeuge. Zudem sei ja das Vermächtnis des 17. Juni im Herbst 1989 erfüllt worden, als das Volk der DDR der SED und ihren Gliedrungen die Gefolgschaft kündigte. Damit sei das frühere Ereignis aufgegangen in der Geschichte und nur noch von musealem Wert. Tatsächlich aber lassen sich am 17. Juni 1953 durchaus Ansätze finden, die den Tag zu mehr als einer wichtigen historischen Fußnote qualifizieren. Das Datum hat nicht nur das Zeug dazu, Stolz auf den Mut der seinerzeit Handelnden zu wecken. Man könnte sich zugleich daran erinnern, dass Mut oftmals eben nicht zu den ersten Tugenden der Deutschen gezählt hatte.
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