Mitteldeutsche Zeitung: Deutsche Einheit Sachsen-Anhalts Staatskanzleichef Robra: Anteil Ostdeutscher in öffentlicher Verwaltung wird bald kräftig steigen
Halle (ots)
Der Chef der Staatskanzlei in Sachsen-Anhalt, Rainer Robra (CDU), hat vorhergesagt, dass der Anteil Ostdeutscher in den öffentlichen Verwaltungen Ostdeutschlands bald kräftig steigen wird. Er reagierte damit auf eine Umfrage der Wochenzeitung "Die Zeit", der zu folge noch immer drei Viertel aller Abteilungsleiter in Ost-Ministerien aus den alten Ländern kommen. "30 der 40 Abteilungsleiter in Sachsen-Anhalt sind älter als 50 Jahre", sagte Robra der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). "In den nächsten Jahren sind in erheblichem Umfang personelle Veränderungen zu erwarten. Dazu wird gehören, dass die Abteilungsleiter nur noch in Ausnahmefällen aus anderen Bundesländern oder aus Bundesbehörden ,importiert' werden." Unmittelbar nach 1990 sei das anders gewesen, weil es in den DDR-Bezirken keine ministerialen Strukturen gegeben habe, so Robra. "Damals sind viele vergleichsweise junge Beamte aus dem Westen Abteilungsleiter geworden. Diese Generation scheidet jetzt nach und nach aus." Der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, hatte die dominante Stellung vieler Westdeutscher in den ost- und gesamtdeutschen Eliten zuvor kritisiert. "Bei allen Bundesgerichten sind ausnahmslos Westdeutsche in Verantwortung. An der Spitze der 88 Hochschulen und Universitäten im Osten gibt es nur fünf Ausnahmen; alle anderen sind aus dem Westen. Das ist ein inakzeptabler Zustand." Er fügte hinzu: "Viele haben eine sehr engagierte Aufbauarbeit geleistet. Deshalb sage ich: Danke! Aber jetzt sollten wir wieder zur Normalität zurückkehren. Die eigenen Landeskinder sollten schon eine besondere Förderung genießen. Da muss ein Umdenken in den Spitzen der Länder erfolgen." Der Generalsekretär der sächsischen CDU, Michael Kretschmer, widersprach. "Das ist eine absolute Nonsens-Diskussion. Sie zeigt eine beängstigende Kleinkariertheit." Denn, so betont der 38-jährige Görlitzer: "Westdeutsche, die seit 23 Jahren hier arbeiten und Teil der Erfolgsgeschichte sind, sind mindestens so sehr Sachse wie ich. In meiner Generation ist das kein Thema mehr."
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