Mitteldeutsche Zeitung: Wendeherbst Thierse hält zentrale Gedenkfeier am 9. Oktober für eine gute Idee
Halle (ots)
Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat die Entscheidung von Bundespräsident Joachim Gauck gewürdigt, die zentrale Gedenkveranstaltung an den Wendeherbst 1989 am 9. Oktober 1989 in Leipzig zu feiern und nicht am 9. November anlässlich des Mauerfalls. "Ich finde das eine sehr gute Idee", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). "Schließlich war der 9. Oktober das entscheidende Datum in der Herbstrevolution 1989. Daran zu erinnern, dass es zuerst um die Freiheit ging und dann um die Einheit, das ist schon die richtige Reihenfolge. Das war die Reihenfolge damals. Und es ist richtig, an diese Reihenfolge heute zu erinnern." Der Wittenberger Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer äußerte sich ähnlich. Er erklärte der "Mitteldeutschen Zeitung", der Tag des Mauerfalls komme "zu stark in den Fokus. Ohne den 9. Oktober kein 9. November. Die Freiheitsbewegung endete am 18. März, dem Tag der Volkskammerwahl. Diese Wahl war die Entscheidung der Mehrheit, das Schicksal in westdeutsche Hände zu legen." Schorlemmer betonte zugleich, dass auch die einstigen Machthaber der SED Verdienste hätten. Denn 1989 habe eine "hoch gerüstete Diktatur friedlich den Löffel abgegeben. Das ist das Verdienst beider Seiten. Zur friedlichen Revolution gehören auch Egon Krenz und Hans Modrow. Denn der Bürgerkrieg war ganz nah." Dies werde mit Blick auf die Geschehnisse in der Ukraine noch einmal besonders deutlich. In Leipzig hatte am 9. Oktober 1989 eine mit 70 000 Teilnehmern entscheidende Montagsdemonstration stattgefunden. Gut eine Woche später, am 18. Oktober 1989, war DDR-Staatschef Erich Honecker zurückgetreten.
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