All Stories
Follow
Subscribe to Mitteldeutsche Zeitung

Mitteldeutsche Zeitung

Mitteldeutsche Zeitung: Zeitgeschichte/Gesellschaft/Politik/Musik Ostrock-Star André Herzberg: "Gewisse Verbote habe ich eingehalten" Am 28. Dezember wird Herzog 60 Jahre alt

Halle (ots)

André Herzberg, als Sänger der Ostberliner Band Pankow zum Star geworden in der DDR, sagt im Gespräch mit der in Halle (Saale) erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe), es sei schon ein Privileg gewesen, Musik zu machen. "Und wenn man nicht extrem ausscherte, konnte man als Musiker, wie in anderen Berufsgruppen allerdings auch, ein fröhliches Leben haben in der DDR. Und man hat gut verdient. Für mich war das Dasein als Musiker quasi die Fortsetzung der Kindheit, in der die Welt der Erwachsenen ja auch eine gewisse Drohkulisse dargestellt hatte. Auf der Bühne hatte ich aber das Gefühl, mich austoben zu können - obwohl man eben doch schnell an die Grenzen erinnert wurde."

Herzberg nennt Konfrontationen mit dem Staat: Er sollte raus aus der Band. Schon die erste Platte, das Rock-Theater-Stück "Paule Panke", sei verboten worden. "Und die Mauer war ja auch da. Ich wäre nie über die Mauer gesprungen. Gewisse Verbote habe ich eingehalten, auch wenn ich auf der Bühne die große Klappe hatte", sagt der Musiker, der in den letzten Jahren auch als Autor autobiografischer Prosa hervorgetreten ist. "Mitte der 80-er Jahre ließen die Verbote nach, aber die Leute sind nach wie vor geflüchtet. Viele, die ich kannte. Viele Freunde von mir", sagt Herzberg in dem Interview. "Ich habe unterdessen Revolution machen wollen und begriff dann, dass das, was wir taten, keine Revolution war. Es passierte gar nichts mehr, nur noch Stagnation herrschte." Auch die Erklärung, die er im Herbst 1989 gemeinsam mit Toni Krahl, Tamara Danz und anderen Musikern veröffentlichte, "kam viel zu spät und war viel zu zahm. Damals war ich aber froh, mich endlich mal selber als Person politisch zu rühren. Nicht nur als Künstler."

Herzberg spricht auch über seine Familie - jüdische Emigranten, die nach der Befreiung als Kommunisten in den Osten Deutschlands gingen. Seinen Vater, bei dem er nicht aufgewachsen ist, habe er nur selten gesehen - "aber wenn, dann hat er mit uns geredet wie ein Parteisekretär zu seinen Genossen". Über seine Mutter sagt Herzberg, der sich mit den Jahren stärker dem Judentum zugewandt hat, sie habe Gott den Holocaust nicht verzeihen können: "Deswegen ist sie Kommunistin geworden."

Pressekontakt:

Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200

Original content of: Mitteldeutsche Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Mitteldeutsche Zeitung
More stories: Mitteldeutsche Zeitung
  • 22.12.2015 – 18:50

    Mitteldeutsche Zeitung: zu Boko Haram

    Halle (ots) - Sie setzen ihre eigene Wahrheit absolut - und wollen anderen die Möglichkeit nehmen, über das, was ihnen da vorgesetzt wird, unabhängig nachzudenken. Zur Verwirklichung ihres erbarmungslos engstirnigen Weltplans zünden sie Schulen an, entführen Mädchen und halten so Eltern davon ab, Jungen und vor allem auch Mädchen überhaupt noch in den Unterricht zu schicken. Das ist perfide - nicht nur, weil es um ...

  • 22.12.2015 – 18:47

    Mitteldeutsche Zeitung: zu Deutschland, Türkei und Kurden

    Halle (ots) - Die Art und Weise, wie die türkische Regierung gegen die kurdische Minderheit in ihrem Land unter dem Vorwand der Bekämpfung von PKK-Terroristen vorgeht, ist mit diesen Werten vollkommen unvereinbar. Die Regierung lässt Soldaten - wohlgemerkt: Nato-Soldaten - mit Panzern und schweren Waffen in die kurdischen Städte im Südosten einrücken. Sie führt Krieg gegen ihre eigenen Bürger. Und was tun der ...