Mitteldeutsche Zeitung: Sachsen-Anhalt/Verbraucher Neue Konditionen und Tarife empören Kabel-Kunden
Halle (ots)
Die Folgen der Fusion des Kabelanbieters Primacom mit dem Branchenriesen Tele Columbus sorgen für Ärger. Zum 1. März sollen die Verträge der Kunden automatisch umgestellt werden - auf neue Konditionen und Tarife. Das ist verbunden mit Preiserhöhungen von bis zu 20 Prozent. Auch die Verbraucherschützer haben sich eingeschaltet: Die Verbraucherzentralen Berlin und Brandenburg haben die beiden Kabelnetzbetreiber abgemahnt. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Donnerstagausgabe). Tele Columbus und Primacom versorgen nach eigenen Angaben allein in Sachsen-Anhalt rund 450 000 Kunden. Betroffen sind alle, die Internet- und Telefondienste gebucht haben. Kunden von Primacom und Tele Columbus erhielten nun Schreiben, in denen ihnen mitgeteilt wird, dass sich Preis und Leistung der Kabelnutzung ändern sollen, ohne dass sich die Kunden vorab dazu äußern können. Entsprechend groß ist der Ärger. Kunden aus Halle berichten von einer überlasteten Hotline bei Tele Columbus, genervten Mitarbeitern. Mancher, der anruft, unterstellt sogar Betrugsabsichten. Auch in einem Fall aus Naumburg glauben die Betroffenen, dass man sie über den Tisch ziehen will. Die Familie von Norbert Neumann nutzt bei Primacom bislang ein Kombipaket 50 für 39,90 Euro. Lässt sie den Dingen nun den von Tele Columbus vorgegebenen Lauf, wird der Tarif umgestellt auf den neuen Tarif 60 für 44,99 Euro. Die Internet-Bandbreite würde dann zwar von 50 auf 60 MBit pro Sekunde wachsen. Der Preis steigt um fünf Euro, also 12,5 Prozent. Sogar 20 Prozent beträgt der Aufschlag, wenn eine Umstellung vom bisherigen Tarif Internet 50 für 24,99 Euro auf den Tarif Internet 60 für 29,99 Euro ansteht. Die Neuigkeiten mit solchen und anderen Mehrkosten stecken in Briefen, die Tele Columbus und seine Tochter Primacom gegenwärtig versenden. Die Schreiben, durch die sich etliche Leser vor vollendete Tatsachen gestellt fühlen, liegen der Zeitung vor. Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt in Halle bietet den Betroffenen eine Rechtsberatung an. Juristin Gabriele Emmrich sagte der Zeitung: "Die Fusion von Tele Columbus und Primacom bricht nicht die bestehenden Verträge." Sie empfiehlt den Kabelanbieter-Kunden, gegen die Umstellung Widerspruch einzulegen. Fragwürdig erscheint vielen Betroffenen zudem, dass das Unternehmen die Sepa-Lastschriften ohne weitere Nachfrage auf die neuen Preise umstellen will, sofern der Kunde nicht ausdrücklich widerspricht. An alle, die per Dauerauftrag bezahlen, geht zudem die Bitte, die Überweisung rechtzeitig anzupassen. Vergeblich haben Kunden in den Schreiben einen Hinweis auf ein Sonderkündigungsrecht gesucht. Auch bleibe offen, wie es nach einem Widerspruch weitergeht. Nach Auffassung von Juristen kann es dazu kommen, dass das Unternehmen von sich aus den Vertrag beendet. Tele-Columbus-Sprecher Mario Gongolsky räumte auf Anfrage Probleme in Einzelfällen ein. "Kunden, die von einem Tarifwechsel betroffen sind, dessen Leistungen und Preise sie nicht zufriedenstellen, bieten wir die Möglichkeit zum Widerspruch an", sagte er dem Blatt. Dieser Widerspruch bewirke, dass der ursprünglich abgeschlossene Vertrag unverändert fortgeführt werde. Das Recht zur Sonderkündigung bleibe von dieser Offerte unberührt.
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