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Mitteldeutsche Zeitung: Politik/Parteien Wissenschaftler sehen neue Lust an Politik - "Man diskutiert stärker über Themen"

Halle (ots)

Trendwende nach jahrelanger Politikverdrossenheit: Parteien und Wissenschaftler registrieren in der Folge des Brexit, der Wahl Donald Trumps und der Nominierung von Martin Schulz als Kanzlerkandidat der SPD ein wachsendes Interesse an der Politik, was sich unter anderem in steigenden Mitgliederzahlen zeige. "Die Menschen waren zwar auch früher politisch interessiert, jetzt zeigt man es aber offener und diskutiert stärker über Themen", sagte der Leipziger Politikwissenschaftler Hendrik Träger der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Samstagausgabe). Ein Grund dafür sei die Ballung von Schlüsselereignissen. "Es ist sehr viel sehr komprimiert passiert", sagte Träger weiter und nennt dabei auch die Flüchtlingsdebatte sowie das Erstarken der AfD. Hinzu komme, dass in den Jahren zuvor kontroverse Debatten kaum stattgefunden haben. "Die Menschen waren mit Blick auf die Politik ermüdet. Und dazu hat sicher auch Angela Merkel mit ihrer Art, möglichst ohne viele Erklärungen und Debatten regieren zu wollen, einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet." Vor allem die Sozialdemokraten profitieren von der neuen Lust auf Politik. "Das Ausmaß, in dem die SPD Mitglieder gewinnt und in Umfragen zulegt, ist schon außergewöhnlich, zumal es um einen sehr kurzen Zeitraum geht", sagte Träger dem Blatt. Dabei schreibt er die Zuwächse dem Kandidaten zu und bestätigt den sogenannten "Schulz-Effekt". "Martin Schulz wirkt für die lange vor sich hinsiechende SPD erfrischend und befreiend." Der Jenaer Politikwissenschaftler Torsten Oppelland schließt derweil nicht aus, dass die Euphorie die SPD noch länger trägt. "Das kann durchaus eine Dynamik auslösen, die bis zur Bundestagswahl anhält." Und er sieht Schulz im Vorteil gegenüber Merkel. Dieser sei zwar bekannt, gelte aber nicht als verbraucht. "Und er versucht jetzt, die Euphorie mit typisch sozialdemokratischen Inhalten zu verbinden."

Pressekontakt:

Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200

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