Mitteldeutsche Zeitung zu 75 Jahre Auschwitz-Befreiung
Halle (ots)
Allerdings hat man uns Deutsche vielleicht ein paar Mal zu oft dafür gelobt. 75 Jahre nach Kriegsende neigen wir dazu, uns viel darauf einzubilden, dass wir uns dem Grauen der eigenen Geschichte gestellt haben, und so drohen wir wieder in den Verdrängungsmodus zu verfallen. Die Gefahr nämlich ist groß, dass wir "diese ganze Sache" am Ende doch auf sich beruhen lassen, frei nach der Devise: Wir haben in Deutschland so oft betont, dass es niemals einen Schlussstrich geben darf, dass er sich nun wie von selbst zieht. Dazu trägt bei, dass die letzten Zeitzeugen allmählich von uns gehen. Auch der beste Wille von Museumsdirektoren, Stiftern und ehrenamtlichen Helfern wird nichts daran ändern, dass sich das Gedenken dadurch verändert. Das Bitterste aber ist, dass der zeitliche Abstand den Hasserfüllten Auftrieb gibt und auch jenen professionellen Schlussstrichziehern, die alles zu einem "Vogelschiss in 1.000 Jahren deutscher Geschichte" erklären wollen.
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