Chef des Medizinischen Dienstes kritisiert Landespolitik: "Wir haben Zeit verloren"
Sachsen-Anhalt/Politik (ots)
Halle - Der Leiter des Medizinischen Dienstes in Sachsen-Anhalt, Jens Hennicke, hat die Gesundheitspolitik des Landes kritisiert. "Wir haben Zeit verloren", sagte Hennicke der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Montagausgabe). 2005 sei Sachsen-Anhalt noch bei der Krankenhausplanung "eines der modernsten Bundesländer" gewesen. Darauf habe man sich aber "ausgeruht". "Und bei den Investitionen wurde immer vor allem darauf verwiesen, dass in den 1990er-Jahren doch so viel passiert sei - es wurde allerdings versäumt, neu und zielgerichtet zu investieren", sagte Hennicke dem Blatt. Das sei so, als ob man bei einem Haus Reparaturen aufschiebe. "Wenn ich in dem einen Jahr nicht das Dach mache und in einem anderen die Leitungen, dann türmt sich der Bedarf irgendwann so hoch, dass ich das Haus generalüberholen und einen Wahnsinnskredit aufnehmen muss."
Die Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt beziffert den Investitionsstau bei den Kliniken auf 1,5 Milliarden Euro. Der Medizinische Dienst überprüft Qualität und Strukturen in der Gesundheitsversorgung und Pflege. Jetzt hat er erstmals die Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt auf Herz und Nieren geprüft. Mit Blick auf die Strukturprüfungen sagte Hennicke der Zeitung, dass die Krankenhäuser "nicht so krank" seien, "wie vielleicht mancher vermutet". Vorrangige Probleme seien der Fachkräftemangel und die Einhaltung von bestimmten Standards. Als Beispiele nannte Hennicke, dass "nicht immer und überall ein Intensivmediziner rund um die Uhr vor Ort", gewesen sei und es teilweise vor Ort keinen Hygieniker gegeben habe. "Oder es gab keine richtige Isolierstation, sondern da wurde kurzerhand ein normales Zimmer zur Isolierstation ernannt", so Hennicke.
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