Mitteldeutsche Zeitung: zu Ungarn
Halle (ots)
Premier Ferenc Gyurcsany, ein ungewöhnlicher Typus eines Politikers, hat eine interne Selbstkritik, für die sich ein anderer wegen des schockierenden Inhalts und wegen des verwendeten Sprachniveaus schämen würde, anscheinend selbst in voller Absicht in die Öffentlichkeit geworfen. Das Bekenntnis, im Dienste Ungarns jahrelang teils geschlafen, teils gelogen zu haben, ist demnach keine Peinlichkeit, sondern Mittel zum Zweck. Man lernt nie aus: In der Skandalgeschichte der Indiskretionen taucht eine neue Kategorie auf. Die Selbstbezichtigung soll den Zugang zu den Abgründen der Politik erleichtern. Die Demonstranten, die gegen den Niedergang des Regierungsprogramms protestieren, können sich jetzt als Parole aussuchen, ob sie den Rücktritt des bekennenden Büßers fordern oder dessen Fußtritt gegen die Mit-Sünder bejubeln sollen.
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