Mitteldeutsche Zeitung: Armut in Deutschland
Soziologieprofessor warnt vor Dramatisierung
Halle (ots)
Vor einer Dramatisierung in der Debatte über Armut in Deutschland hat der Soziologe Prof. Reinhold Sackmann von der Martin-Luther-Universität Halle gewarnt. Deutschland stehe nicht an einem Punkt, von dem aus der Weg weiter nach unten führen würde. "Wir haben vielmehr den Tiefpunkt schon durchschritten, es geht leicht aufwärts" sagte der Experte für Sozialstrukturanalyse der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstag-Ausgabe). Die These von der Unterklasse existiere seit langem, doch gebe es kein umfangreiches Zahlenmaterial in Deutschland, das sie stützen würde. Auch die erforderlichen Hauptkriterien für solch eine Unterklasse - einen Arbeitsmarkt, der keinen Einstieg ermöglicht, einen abgeschotteten Wohnungsmarkt und schwerer Bildungszugang - sieht Sackmann nicht gegeben. Denn die Arbeitslosigkeit sinke seit einem Jahr deutlich, auf dem Wohnungsmarkt seien die Möglichkeiten gerade in den neuen Ländern viel größer geworden und auch bei den Bildungszugängen gebe es keine radikale Verschlechterung.
Sackmann bestätigt, dass die Ungleichheit in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren leicht gewachsen ist. Doch liege sie unter dem internationalen Durchschnitt. Auch die relative Einkommensarmut sei gestiegen. Nach zwei Jahrzehnten des konjunkturellen Abschwungs würden jedoch seit ein, zwei Jahren die Chancen wieder steigen, aus der Armut herauszukommen.
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