Stuttgarter Zeitung: IG-BCE-Chef Hubertus Schmoldt mahnt Gewerkschaften zu größerer Geschlossenheit
Stuttgart (ots)
STUTTGART. Der Chef der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (BCE), Hubertus Schmoldt, hat die Arbeitnehmerorganisationen dazu aufgerufen, sich wieder stärker der SPD zuzuwenden. "Jede Gewerkschaft muss sich darüber im Klaren sein: Ohne Politik ist vieles von dem, was wir an Lebens- und Arbeitsbedingungen verändern wollen, eben nicht veränderbar", sagte er im Interview der "Stuttgarter Zeitung" (Montagausgabe). Dazu brauche man Brücken, wie sie DGB-Chef Michael Sommer auf dem SPD-Parteitag gebaut habe, "insbesondere zu der Partei, von der man nach vielen Jahrzehnten gemeinsamer Arbeit weiß, dass die Beziehungspunkte enger sind und dass es mehr Verständnis für Positionen der Gewerkschaften gibt". Er hoffe, dass die Annäherung an die SPD nachhaltig sei.
Nachdem die IG Metall eine neue Führung gewählt hat, erwartet der IG-BCE-Chef auch ein geschlosseneres Auftreten gegenüber der Bundesregierung als in den vergangenen Jahren, als sich führende Vertreter von IG Metall und Verdi verstärkt der Linkspartei zugewandt hatten: "Ich glaube, dass dem neuen IG-Metall-Vorstand sehr bewusst ist, dass die gewerkschaftliche Position in der Politik eine größere Chance hat, wenn wir sie gemeinsam und mit entsprechendem Nachdruck vertreten", sagte Schmoldt. "Somit muss man gemeinsame Positionen finden, was in der Vergangenheit bei bestimmten Themen schwierig war." Er hoffe, dass dies künftig leichter sein werde. "Je geschlossener wir auftreten, umso größer sind unsere Chancen", betonte der Vorsitzende. Auch sprach er von einem weiteren Modernisierungsbedarf der Gewerkschaften. "Wir müssen auf die neuen Herausforderungen Antworten finden. Wir müssen auch bereit sein, neue Wege zu gehen - Wege, die unbequem sein mögen und die vor der eigenen Mitgliedschaft zunächst erklärungsbedürftig sind", sagte er. Der Union warf Schmoldt vor, etwa beim Thema Post-Mindestlohn "Politik gegen die Menschen und an deren Empfindungen vorbei zu machen". Es sei völlig unverständlich, dass trotz gegebener Zusagen das Gegenteil gemacht werde. Die Leiharbeit wiederum habe ihre Berechtigung als Flexibilisierungsinstrument. "Der Missbrauch ist jedoch nicht zu übersehen und nicht hinnehmbar", sagte Schmoldt. "Die Leiharbeit muss eingegrenzt und zurückgedrängt werden." Bei der Rente streite seine Gewerkschaft für einen Korridor von 60 bis 67 Jahren. "Wir würden gerne das 65. Lebensjahr als Eckdatum behalten", sagte er. Wer könne und wolle, arbeite bis 67. Die anderen sollten mit den drei Instrumenten Teilrente, Zeitguthaben und einer Nachfolgeregelung für die Altersteilzeit gefördert werden.
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