Stuttgarter Zeitung: Verdi-Verhandlungsführer warnt vor neuen Streiks im privaten Bankgewerbe: "Verweigerungshaltung der Bankarbeitgeber ist ein Skandal"
Stuttgart (ots)
Die Gewerkschaft Verdi hat den Arbeitgeberverband im völlig festgefahrenen Tarifstreit für die 250.000 Beschäftigten der privaten Banken und Landesbanken hart angegriffen. "Die Arbeitgeber stellen sich als absolute Hardliner heraus", sagte der Verdi-Verhandlungsführer Uwe Foullong der "Stuttgarter Zeitung" (Samstagausgabe). "Sie zwingen uns, ihr skandalöses Verweigerungsverhalten nach der Jahreswende in den Betrieben zu diskutieren. Dann steht die Frage an, zu welchem Zeitpunkt wir die Arbeitskampfmaßnahmen wieder aufnehmen, um uns dagegen zur Wehr zu setzen." Mitte Oktober hatte die Verdi-Tarifkommission ihre Pläne für Urabstimmungen und Streiks ausgesetzt. Die Tarifverhandlungen sind bereits seit Mitte September unterbrochen. "Die Arbeitgeber verweigern die Verabredung eines Termins", sagte Foullong. "Auf der einen Seite verlangen sie von ihren Beschäftigten in den Filialen, dass sie den ramponierten Ruf der Branche, den die Vorstände zu verantworten haben, in Kundengesprächen ausbaden - auf der anderen Seite enthalten sie ihnen einen rechtsverbindlichen Tarifvertrag vor." Das sei ein "Skandal" Die Arbeitgeber sollten "zur Vernunft zurückkehren", mahnte das Verdi-Vorstandsmitglied.
Foullong bekräftigte die Kompromissbereitschaft der Gewerkschaft, angesichts der Finanzmarktkrise von ihrer Lohnforderung abzurücken: "Wir kleben nicht an den acht Prozent", sagte er. Auch seien längere Tariflaufzeiten denkbar. Der Arbeitgeberverband hatte seinen Mitgliedsunternehmen empfohlen, die Tarifgehälter freiwillig zum 1. November um 2,5 Prozent anzuheben. "Das machen aber längst nicht alle Banken", sagte der Gewerkschafter. Die Arbeitgeber beharren zudem vor neuen Verhandlungen darauf, dass Verdi zunächst die Kündigung des Rationalisierungsschutzabkommens von 1983 revidiert. Foullong verteidigte diesen Schritt: Der noch bis Jahresende laufende Tarifvertrag sei "völlig veraltet" und bilde nicht den Strukturwandel mit Fusionen, Übernahmen und Ausgründungen ab. Die Gewerkschaft fordert daher einen "zeitgemäßen Tarifvertrag". Verbindliche Regelungen zum Kündigungsschutz stünden für Verdi oben auf der Wunschliste. "Das ist das Wichtigste für die Beschäftigten", sagte Foullong.
Betriebsbedingte Kündigungen sollten den Banken auch bei Inanspruchnahme des Rettungsfonds der Bundesregierung untersagt werden, verlangt die Gewerkschaft. "Wenn der Staat Geld gibt, muss ein Verbot von Entlassungen ausgesprochen werden", mahnte Foullong. Sonst würden die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert. Nach Stand der Dinge sei eine solche Klausel bisher weder im Gesetz noch in der Verordnung enthalten. Verdi hofft nun, diese Forderung bei der Ausgestaltung der Regelungen noch durchzusetzen.
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