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Stuttgarter Zeitung: Interview mit IG-Metall-Chef Berthold Huber: "Wir stehen vor massiven politischen Auseinandersetzungen"

Stuttgart (ots)

Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber sagt
der Bundesregierung im Streit um die Bewältigung der Krise eine harte
Konfrontation voraus. Angesichts der historischen Dimension der Krise
stünde die Bundesrepublik ähnlich wie Frankreich vor massiven 
politischen Konflikten. "Wir werden ein Jahr der Auseinandersetzung 
haben - vielleicht werden es auch Jahre", sagte er im Interview der 
"Stuttgarter Zeitung" (Montagausgabe).
Die Proteste ließen sich aber nicht von oben nach unten verordnen.
Das müsse in Deutschland wachsen. In Italien habe Regierungschef 
Silvio Berlusconi trotz aller Proteste in den letzten Monaten 
gepunktet. "So etwas möchte ich in Deutschland nicht erleben", sagte 
Huber. Daher sollten die Menschen mit vielfältigen Aktivitäten an 
diesem Prozess beteiligt werden. Der Konflikt werde nicht in 
Kundgebungen auf Marktplätzen entschieden. "Wir wollen nicht nur 
protestieren, sondern wirklich etwas verändern in dieser Republik", 
sagte der Vorsitzende.
Huber zufolge müssen sich die Arbeitnehmer auf mehr Verzicht 
einstellen. "Es ist jedem klar, dass es ohne Opfer nicht gehen wird",
sagte er. "Wie umfangreich die ausfallen, hängt vom Verlauf der Krise
ab." Gleichzeitig forderte er die Unternehmensvorstände auf, auf 
eigene Ansprüche zu verzichten. "Es ist doch eine kaputte Welt, wenn 
diejenigen, die diese Krise erzeugt haben, jetzt auf Boni bestehen 
und nur den Arbeitnehmern Opfer abverlangen", kritisierte Huber. "Wir
werden darauf bestehen - ob bei Daimler oder anderswo -, dass 
diejenigen, die Verantwortung für das Unternehmen tragen, gleichfalls
zurückstecken." Er sei dafür, dass man Leute ersetzt, die nur auf 
ihren Ansprüchen beharrten, der Allgemeinheit jedoch ein Desaster 
hinterließen.
Der SPD-Führung attestierte der IG-Metall-Chef das Bemühen, auf 
die Gewerkschaften zuzugehen. "Ich habe den Eindruck, dass sich die 
Sozialdemokratie nachhaltig neu orientiert", sagte Huber der 
"Stuttgarter Zeitung". "Es findet ein Umdenken statt." Er bedaure 
sehr, dass der frühere Parteivorsitzende Kurt Beck "gebrochen wurde, 
weil er versucht hat, neue Wege zu gehen". Doch Müntefering versuche 
das auch und Steinmeier erst recht. "Wenn dies nur Wahlkampfzwecken 
diente, würde ich es nicht akzeptieren", mahnte er die SPD-Spitze. 
"Das wissen alle wichtigen Akteure, mit denen ich gesprochen habe."

Pressekontakt:

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Redaktion
Innenpolitik
Telefon: 0711-7205-1171

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