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Stuttgarter Zeitung: Interview der "Stuttgarter Zeitung" mit Südwestmetall-Chef Jan Stefan Roell: "70 Prozent der Betriebe verschieben Tariferhöhung"

Stuttgart (ots)

Nach Angaben des Südwestmetall-Vorsitzenden Jan
Stefan Roell wollen 70 Prozent der Unternehmen die im Mai anstehende 
zweite Stufe der Tariferhöhung verschieben - die meisten von ihnen 
bis zum Dezember. "Nach meinem Kenntnisstand hat gut die Hälfte der 
70 Prozent die Regelung schon im Kasten", sagte Roell im Interview 
der "Stuttgarter Zeitung" (Montagausgabe). Etwa ein Drittel aller 
Betriebe werde die 2,1 Prozent somit pünktlich zum Mai auszahlen.
Damit widersprach der Chef der Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg
der IG-Metall-Führung, nach deren Darstellung lediglich einzelne 
Betriebe beabsichtigen, die Lohnerhöhung um bis zu sieben Monate 
auszusetzen. Der Dachverband Gesamtmetall hatte bisher eine 
Verschiebungsquote von etwa 50 Prozent genannt. Roell erwartet zudem 
einen weiteren Schub durch die Krisenvereinbarung bei Daimler. 
Sparpakete wie bei dem krisengeschüttelten Automobilbauer hätten 
durchaus Einfluss. "Viele Unternehmen schauen, was die ganz Großen 
machen, sodass deren Regelungen salonfähig werden", sagte er.
Der Verbandschef nimmt an, dass die Kurzarbeit bis Ende des Jahres
Entlassungswellen verhindern hilft. "Wenn wir dann keine Trendumkehr 
sehen mit steigenden Auftragseingängen und mehr Produktion für das 
nächste Jahr, kommt die Beschäftigungsbrücke Kurzarbeit an ihr Ende",
sagte er. Dann werde Anfang nächsten Jahres der Arbeitsplatzabbau 
einsetzen. Allerdings gingen momentan viele Unternehmen der Metall- 
und Elektroindustrie im Südwesten davon aus, dass sich die Situation 
im zweiten und dritten Quartal verbessert. Eine bundesweite 
Trendumkehr kann Roell allerdings noch nicht erkennen.
Eine klare Absage erteilte der Metallarbeitgeberchef Forderungen 
der Gewerkschaft sowie Plänen der Politik, angeschlagenen 
Industrieunternehmen mit Staatsgeldern aus der Krise zu helfen. "Ich 
bin vom Grundsatz dagegen, dass die Politik unsere betrieblichen 
Probleme löst, weshalb ich dringend von dem Versuch abrate, mit 
Rettungsschirmen in der Realwirtschaft vermeintlich Gutes zu tun", 
sagte Jan Stefan Roell der "Stuttgarter Zeitung". "Wir müssen den 
Strukturwandel selbst schaffen." Dies betreffe Unternehmen jeder 
Größe, betonte er mit Blick auf Heidelberger Druck, das eine 
Staatsbürgschaft in Höhe von 500 Millionen Euro anstrebt. 
Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) hatte 
angekündigt, dem Druckmaschinenhersteller bei dessen Bemühungen um 
staatliche Finanzhilfen zu unterstützen.

Pressekontakt:

Stuttgarter Zeitung
Redaktion
Telefon: 0711-7205-1220

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