Stuttgarter Zeitung: Brisante Solonummer
Kommentar zu Daimler/Kältemittel
Stuttgart (ots)
Nach jahrelangem Ringen hatten sich die deutschen Autohersteller auf ein neues Kältemittel für Klimaanlagen geeinigt. Doch nun ist Daimler ausgeschert, weil letzte Tests nach Angaben des Stuttgarter Unternehmens überraschend ergeben haben, dass die neue Substanz brandgefährlich sei und bei einem Unfall stark ätzende Flusssäure entstehen könne. Nun will Daimler das alte Mittel weiterverwenden, bis eine Alternative gefunden ist, obwohl der Autokonzern damit gegen EU-Recht verstößt.
Es ist gewiss lobenswert, dass bei der Marke mit dem Stern Sicherheit ganz oben steht. Dennoch wirft die Vorgehensweise Fragen auf. Denn Umweltschützer haben schon vor Jahren vor genau dieser Gefahr gewarnt. Warum wurden diese Bedenken nicht schon früher ernst genommen? Dann wäre noch genug Zeit gewesen, umzuschwenken.
Die Stuttgarter Solonummer hat bei Wettbewerbern Irritationen ausgelöst. Die deutschen Autobauer sind sich nicht einig, wie hoch die Brisanz der neuen Chemikalie einzuschätzen ist. Wenn sich schon die Autobauer nicht einig sind, wie viel schwerer ist es dann, europaweit eine gemeinsame Linie zu finden? Dies ist aber zwingend erforderlich. Die Zeit drängt. Die EU-Kommission dürfte nicht mehr allzu lange wegsehen, wenn ein Unternehmen das Recht missachtet.
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