Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Frankreich/Hollande
Stuttgart (ots)
Wenn es nur das wäre! Wenn Frankreichs Ex-Finanzminister nur Offshore-Konten unterhalten und Steuern hinterziehen würde, also eines dieser schwarzen Schafe auf dem Felde der Politik wäre, die sich illegal bereichern - der Skandal würde enden wie all die anderen. Er würde vor sich hindümpeln, dann und wann hochkochen, schließlich in Vergessenheit geraten. Aber Jérôme Cahuzac, zurückgetretener und mittlerweile auch geständiger Finanzminister, ist derart zynisch, derart skrupellos zu Werke gegangen, dass er auch nach Ausschluss aus Kabinett, Parlament und Partei die Gemüter noch erregen und die Regierung in Misskredit bringen dürfte.
Der Sozialist hat sein Geld außer Landes gehortet, während Frankreich mit ihm als Finanzminister immer tiefer in die Schuldenkrise rutschte. Er hat sich bereichert, während er seinen Landsleuten Opfer abverlangte. Er hat die Glaubwürdigkeit der Politik beschädigt und die des Präsidenten, der sie zu verantworten hat. Und was das Schlimmste ist: Cahuzac ist im Gefolge von François Hollande offenbar nicht der Einzige, der sein Heil in Steuerparadiesen sucht. Hollandes Wahlkampfmanager soll auf den Kaimaninseln investiert haben. Zur Wirtschaftskrise gesellt sich so eine politische Vertrauenskrise. Letztere haben die Sozialisten allein zu verantworten.
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