Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu FC Bayern/Hoeneß/Steueraffäre
Stuttgart (ots)
Der FC Bayern München ist ein erfolgreicher Fußballverein. Er ist aber auch ein börsennotiertes Unternehmen von enormer Wirtschaftskraft, das nach den mittlerweile üblichen Verhaltensregeln - Compliance genannt - geführt werden sollte. Insofern ist die Entscheidung des Aufsichtsrates, den geständigen Steuerhinterzieher Uli Hoeneß als obersten Kontrolleur im Amt zu belassen, eine höchst fragwürdige Angelegenheit. Im Aufsichtsrat sitzen Topmanager global agierender Konzerne: von VW, Audi, Adidas und der Telekom. Dass diese Herren bei einer AG aus dem Sport offenkundig andere Maßstäbe anlegen als in der Industrie, lässt sich niemandem vermitteln. Der Aufsichtsratschef eines Autoherstellers etwa wäre in so einem Fall nicht zu halten.
Nun scheint das Kontrollgremium von sportlichem Teamgeist beseelt. Anders ist kaum erklärbar, dass es zumindest bis zu den Endspielen in London und Berlin partout Ruhe schaffen will - womöglich auch darüber hinaus, sollte Hoeneß nach seiner Selbstanzeige straffrei bleiben. Denn auch die bayerische Politik ist eng mit dem Club verquickt. Wenn die CSU ausgerechnet jetzt das Idol fallen lassen würde, könnte dies bei den Wahlen wichtige Stimmen kosten. Also schließen sie alle die Reihen und senden lieber das Signal aus, dass millionenschwerer Steuerbetrug tolerabel ist.
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