Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Atommüll/Endlager
Stuttgart (ots)
Triumphiert die Vernunft, oder trägt die Polittaktik den Sieg davon? An dieser Frage entscheidet sich, ob der Endlagerkonsens hält oder zerbricht. Dass sie überhaupt aufgeworfen wird, ist einigermaßen absurd. Schließlich liegt das Versprechen der neuen Standortsuche gerade darin, dass politische Argumente keine, wissenschaftliche Sicherheitsaspekte hingegen die alleinige Rolle spielen sollen. Das ist ein großes Versprechen; und noch bevor das Gesetz beschlossen ist, führt die Politik vor, wie schwer es ihr fallen wird, es einzuhalten.
Dass Bayern oder Hessen neben Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein nun auch einen Teil der Castorbehälter zwischenlagern sollen, weil sonst Schwarz-Gelb fein raus ist, ist wegen der langen Transportstrecken und der hohen Kosten, die dadurch entstehen würden, alles andere als sachlich geboten. Wenn schon Brunsbüttel nicht alle Castoren aus Sellafield aufnehmen will, wäre es klug, einen Teil im benachbarten Unterweser zu deponieren. Das ist für Niedersachsen ein schwieriger Kompromiss. Aber auf Hessen und Bayern zu zeigen mag politisch opportun sein, absurd ist es jedoch auch. Hoffentlich ist das nur Teil eines Schaukampfes, den die Landdesregierung in Hannover braucht, um ihren Bürgern die Vernunftlösung am Ende schmackhaft machen zu können.
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