Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Myanmar/Opposition: Normalisierung
Stuttgart (ots)
Myanmar erlebt historische Ereignisse im Sauseschritt. Es gibt inzwischen unabhängige Medien und die Zusage des Staatschefs, alle politischen Häftlinge freizulassen. Dass Aung San Suu Kyi nun selbst Präsidentin werden will, das mag da schon fast nicht mehr überraschen. Wenn es in zwei Jahren zu freien Wahlen kommen sollte, dann stünden ihre Chancen bestens - zumindest aus heutiger Sicht.
Mit der Öffnung Myanmars sind Konflikte zum Vorschein gekommen, die von der Militärdiktatur lange Zeit mühevoll verdeckt worden sind. Die zum Teil unmenschlich brutale Gewalt einer buddhistischen Mehrheit gegenüber Muslimen ist nur der augenfälligste davon. Mit Kritik daran hat sich die Friedensnobelpreisträgerin bisher auffällig schwergetan. Wenn sie nach dem höchsten Amt im Staate greift, wird sie deutlicher Stellung beziehen müssen. Das wird nicht jedem der eigenen Anhänger gefallen. Suu Kyis Partei ist in vielen Punkten uneins, auch die eigenen Reihen zu bändigen wird Kraft kosten. Darüber kann Suu Kyi vieles von ihrer Strahlkraft einbüßen. Aus der Ikone von einst kann so ganz schnell eine recht gewöhnliche Politikerin werden.
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