Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum Freispruch von George Zimmerman
Stuttgart (ots)
Zurück bleibt ein flaues Gefühl. Was wirklich geschah an jenem Februarabend des Jahres 2012 in Sanford (Florida), weiß nur George Zimmerman, der Hobbywachmann, der den schwarzen Teenager Trayvon Martin erschoss. Ob es stimmt, dass er, um sein Leben fürchtend, aus Notwehr handelte: Trayvon kann dazu nichts mehr sagen. Die Augenzeugen widersprechen einander. Letztlich fehlten der Anklage überzeugende Beweise, so dass es hieß: im Zweifel für den Angeklagten. Das ändert nichts daran, dass auf den moralischen Prüfstand gehört, was in Sanford geschah, denn Zimmerman folgte offenbar einer ebenso simplen wie verqueren Logik: Ein schwarzer Teenager im Kapuzenpulli in einer Mittelschichtssiedlung, das kann nur Ärger bedeuten. Damit rückt in den Fokus, was man in Amerika "racial profiling" nennt: pauschaler Verdacht allein nach der Hautfarbe, der Kleidung oder dem Musikgeschmack. Dass es Polizeistreifen gibt, die junge Afroamerikaner eher aufs Korn nehmen als junge Weiße, kann niemand leugnen. Dass Drogenhändler mit dunkler Haut härter bestraft werden als solche mit heller, ist statistisch bewiesen. Und dass Afroamerikaner im Südstaatengürtel bei vergleichbaren Verbrechen häufiger zum Tode verurteilt werden als Weiße, daran hat sich nicht viel geändert, auch nicht seit der Wahl Barack Obamas.
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