Stuttgarter Zeitung: Arrogant und abstoßend
Kommentar zu Banken/Goldman Sachs/Tourre
Stuttgart (ots)
Das Urteil gegen den ehemaligen Goldman-Sachs-Banker Fabrice Tourre beweist: er ist nicht der "fabelhafte Fab", wie er sich unbescheiden nannte, er ist ein verurteilter Betrüger und somit auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Zauberer, die alles zu Gold verwandeln, was sie anfassen, gibt es in der Finanzwelt genauso wenig wie anderswo. Das sollten nun endlich auch diejenigen merken, die immer noch allzu gerne den hohen Renditeversprechen von Investmentprofis Glauben schenken. Zahllose Anleger haben sich blenden lassen und Finanzjongleuren damit in die Hände gespielt; deshalb tragen auch sie eine Mitschuld an der Finanzkrise.
Besonders abstoßend ist, wenn sich Banker auch noch mit ihren Exzessen brüsten. "Witwen und Waisen" hat Tourre seinen Schrott verkauft, wie er stolz seiner Freundin mitgeteilt hat. Wirklich heldenhaft! Oder die irischen Banker der Anglo Irish Bank, die jüngst empörte Reaktionen hervorriefen. In Telefonaten machten sie sich über milliardenschwere EU-Hilfen für das marode Institut lustig. Arrogant und menschenverachtend sind solche Verhaltensweisen.
Mit der Verurteilung Tourres durch ein Gericht in Manhattan ist der US-Börsenaufsicht SEC ein spektakulärer Coup gelungen. Er agierte zwar nur auf der mittleren Managementebene, aber der 34-Jährige gilt als Symbol für die Gier der Wall Street. In den USA geht das Aufräumen weiter, die Börsenaufsicht klagt noch gegen zahlreiche Akteure, Banken und einflussreiche Hedgefonds. Manchen geht das trotzdem zu langsam, die dicken Fische kämen davon, lautet der Vorwurf. Doch Anklagen müssen sorgfältig vorbereitet werden, damit sie wasserdicht sind.
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