Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Kunstschatz/München
Stuttgart (ots)
Wenn man an die Ausstellungen zum Thema "Entartete Kunst" zurückdenkt, in denen verlorene Gemälde durch traurige Stellvertreterkopien - meist Schwarz-Weiß-Fotografien der Originale - ersetzt wurden, dann ist dieses unverhofft aufgetauchte Konvolut wirklich ein Grund zur Freude. Auf die Kunstwissenschaft wartet viel Geschäft. Eine Fülle von Fragen wirft der Bilderschatz aber auch auf: Warum haben Zollfahndung und Staatsanwaltschaft über ihre milliardenteure Ausgrabung so lange den Mantel des Schweigens gelegt? Hat man ernsthaft geglaubt, dass die Provenienz der Werke, also ihre Herkunftsgeschichte, zu klären sein würde, bevor die Öffentlichkeit davon erfahren durfte? Die seit einiger Zeit an vielen deutschen Museen etablierte Provenienzforschung hätte umgehend Auskunft geben können, dass die Suche nach den recht-mäßigen Eigen¬tümern geraubter Bilder oft Jahrzehnte dauert. Für etwa zweihundert der Bilder aus Gurlitts Besitz, so weiß man inzwischen, liefen aber offizielle Suchanfragen. Darauf hätten die Behörden unbedingt rascher und offener reagieren müssen.
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