Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Mandela
Stuttgart (ots)
In den kommenden Tagen wird jeder, der etwas auf sich hält, mit Lobgesängen auf den verstorbenen Riesen aufwarten - in der Hoffnung, dass auch etwas vom Glanz des Gelobten auf den Lobenden abstrahlt. Am Kap der Guten Hoffnung selbst werden die Lobeshymnen besonders schrill ausfallen. Noch einmal wird sich der regierende Afrikanische Nationalkongress im Licht seines einstigen Präsidenten sonnen - und auf diese Weise den trostlosen Zustand zu übertünchen suchen, in dem sich die 101 Jahre alte Organisation befindet.
Von Nelson Mandelas Geist wird die von Kleingeistigkeit, Korruption und inneren Kämpfen gebeutelte Partei derzeit so wenig beseelt wie Madibas verstorbener Körper: Der Traum von der Regenbogennation ist im Begriff, der Wirklichkeit eines von raffgierigen intellektuellen Zwergen bedrohten Staates zu weichen. Sich auf die Qualitäten ihres einstigen Präsidenten, auf seine Würde, seine Standfestigkeit und seine tiefe Menschlichkeit zurückzubesinnen, wäre das schönste Geschenk, das die Südafrikaner dem größten ihrer Söhne zu dessen Abschied machen könnten. Was in gleicher Weise auch für den Rest der Menschheit gilt.
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