Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Privatsphäre/Späh-App/Android
Stuttgart (ots)
Ausgerechnet eine banale Taschenlampen-App ist immerhin 50 Millionen Menschen einen nonchalanten Download wert gewesen. Ein bisschen Bequemlichkeit - und schon werden die Nutzer blind. Sicherlich: der Anbieter ist weniger aus Schlamperei denn aus kühlem Kalkül seinen Aufklärungspflichten zum Datenschutz nicht nachgekommen und hat die permanente Ortung der Nutzer bagatellisiert. Doch es sollte sich herumgesprochen haben, dass man die Gratiskultur im Internet mit seinen Daten finanziert. Dass Taschenlampen-Apps auch Datenstaubsauger sind, war lange vor der Entscheidung der US-Aufsichtsbehörde bekannt.
Alle Enthüllungen über staatliche Spionage in diesem Jahr haben das Handeln der Nutzer insgesamt wenig verändert. Darüber kann man mit kulturpessimistischem Unterton klagen. Aber den Geist wird niemand mehr zurück in die Flasche bekommen. Viele gratis oder zu geringen Kosten angebotene Funktionen wollen die Menschen nicht mehr missen. Aber welchen Datenpakt man mit welchem Anbieter schließt, das sollte man doch etwas genauer abwägen - und vor dem Download vielleicht einmal in die Datenschutzklauseln hineinklicken. Bei der Taschenlampen-App hätte aber womöglich schon eine Prise gesunder Menschenverstand geholfen - und die Frage: Brauche ich das wirklich?
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