Stuttgarter Zeitung: Die Bahn ist im Zugzwang
Kommentar zu Bahn/Beschwerden
Stuttgart (ots)
An Ausreden mangelt es den Spitzenmanagern der Bahn selten. Mal ist das Wetter für verspätete Züge verantwortlich, mal sind es Hochwasser, Kabeldiebe oder Unfälle. Das trifft zwar im Einzelfall meist zu, aber das eigentliche Problem besteht darin, dass solche Störungen oft so massive Auswirkungen auf den Zugverkehr haben, weil es an Alternativen fehlt.
Das aber liegt vor allem daran, dass der Konzern sein Schienennetz, seine Fahrzeugflotte und sein Personal zu lange sträflich vernachlässigt und bedingungslos einem rigiden Spar-, Rendite- und Börsenkurs unterworfen hat. An den Folgen dieses verfehlten Kurses leidet die Bahn noch immer. Wohin eine kurzsichtige Unternehmenspolitik führt, zeigte sich zuletzt beim Bahnchaos in Mainz in diesem Sommer, das durch zu knappe Besetzung im Stellwerk ausgelöst wurde. Seither wachsen bei den Kunden die Zweifel, ob Konzernchef Rüdiger Grube tatsächlich für einen neuen Kurs steht. Weitere Pannen wird sich Grube kaum mehr erlauben können, zumal auch die Bundesregierung den Bahn-Chef gerne als Sündenbock für Fehlentwicklungen benennen wird.
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