Stuttgarter Zeitung: IG-Metall-Vize Berthold Huber warnt die Metallarbeitgeber vor einem Arbeitskampf
Stuttgart (ots)
STUTTGART. IG-Metall-Vize Berthold Huber warnt die Arbeitgeber vor einem Arbeitskampf in der Metall- und Elektroindustrie. "Die IG Metall wird einer Auseinandersetzung auf keinen Fall aus dem Wege gehen", sagte er im Interview der "Stuttgarter Zeitung" (Samstagausgabe). "Wir wollen, dass unsere Leute angesichts der überall anerkannten guten wirtschaftlichen Situation endlich wieder strukturwirksame Erhöhungen bekommen. Die Arbeitgeber sollten die Stimmung, die da herrscht, nicht unterschätzen." Wenn bis zum Ende der Friedenspflicht am 28. April kein akzeptables Ergebnis vorliege, sei der Weg in die Warnstreiks vorgezeichnet. "Wir haben aber noch relativ dichte Verhandlungstermine, wo beide Seiten die Möglichkeit haben, zu einer Einigung zu kommen", sagte Huber. Die Arbeitgeber hätten die Grenze des für sie Machbaren "überhaupt noch nicht erreicht". "Die 2,5 Prozent plus 0,5 Prozent sind gewiss nicht das Ende des Machbaren. Das wissen die Arbeitgeber auch, dass das für die IG Metall auf gar keinen Fall ein Abschlussszenario ist", betonte der Gewerkschaftsvize. "Ihr Angebot ist nicht Fisch und nicht Fleisch. Es ist völlig unzureichend." Für die IG Metall gebe es keinen sachlichen Grund, nicht über den Tarifabschluss in der Chemieindustrie hinaus zu gehen. Angesichts der Produktivitäts- und Produktionsentwicklung sowie bei den Exportumsätzen sei die Situation in der Metallwirtschaft deutlich besser. Für die Chemiebranche war eine Lohnerhöhung von 3,6 Prozent plus eine Einmalzahlung von 0,7 Prozent vereinbart worden. Huber warf den Metallarbeitgebern vor, in der Tarifpolitik einen Systemwechsel anzustreben. "Die Arbeitgeber hätten am liebsten, dass es nur noch einen Inflationsausgleich und darüber hinaus Konjunkturzuschläge gibt." Der Konjunkturbonus solle strukturwirksame Lohnerhöhungen ersetzen. "Das heißt: das Risiko tragen dann ausschließlich die Arbeitnehmer, und das kann nicht richtig sein", kritisierte Huber. Es sei eine vollkommen andere Tarifpolitik, die dem Verhandlungsführer und Südwestmetall-Vorsitzenden Jan Stefan Roell vorschwebe. Zum Beispiel wolle er auch die internationalen Währungsunterschiede berücksichtigen. "Für was ist Tarifpolitik noch alles zuständig?", sagte Huber. Er plädiere dafür, dass es bei einer Betrachtung der gesamtwirtschaftlichen Produktivitäts- und der Inflationsentwicklung bleibe. Und wenn es der Industrie insgesamt gut gehe, soll noch ein Prozentsatz obendrauf gesetzt werden.
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