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Deutsche Kreditwirtschaft hält am Veränderungskurs fest

Hamburg (ots)

Die Zahl der Optimisten unter den Topmanagern in
Kreditinstituten nimmt ab: Nur noch einer von fünf Entscheidern  aus 
dem Finanzbereich erwartet ein überdurchschnittliches 
Branchenwachstum - neun Prozent weniger  als im Vorjahr. Das 
Bankgewerbe steht damit auch in den nächsten Jahren vor der 
Fortsetzung der erheblichen Umstrukturierungen. Zu diesem Ergebnis 
kommt die Studie "Branchenkompass 2006 Kreditinstitute" von Steria 
Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
Für die kommenden drei Jahre sehen die Finanzentscheider nur ein 
geringes Wachstumspotential. Gerade einmal 22 Prozent  der Befragten 
glauben noch an Zuwachsraten über dem Niveau der Gesamtwirtschaft. In
den beiden Vorjahren waren noch mehr als 30 Prozent  davon überzeugt,
dass es der Bankenbranche besser gehen wird als anderen 
Wirtschaftszweigen. Um dieser Marktentwicklung zu trotzen, setzen 
viele Geldinstitute auf Fokussierung. Drei von vier  Managern planen,
sich auf lukrative Kundensegmente und Geschäftsfelder zu 
spezialisieren, in denen sie besonders kompetent aufgestellt sind.
60 Prozent  der befragten Banken planen überdies strategische 
Kooperationen. Gemeinsam mit ihren Partnern können sie 
Kundenbedürfnisse umfassender befriedigen, den Vertrieb stärken und 
Kosten sparen. Beispielsweise gehen drei Viertel  der Befragten davon
aus, dass Kredite künftig Teil von Paketlösungen sein werden. Weitere
Bestandteile solcher Komplettangebote können von Partnern innerhalb 
und außerhalb der Finanzbranche stammen. Vorstellbare Paketteile sind
Waren oder Dienstleistungen wie Fahrzeuge, Haushaltsgeräte, Handys, 
Gesundheitsdienste oder Versicherungen. Durch die Kooperationen 
können die Banken neue Kundenfelder erschließen, ohne die 
Konzentration auf ihr Kerngeschäft aufzugeben. Deshalb ist das Modell
derzeit deutlich populärer als Fusionen und Unternehmenskäufe: Nur 29
beziehungsweise 12 Prozent  planen solche Maßnahmen zur 
Neuausrichtung.
Nicht nur die Produktpalette, sondern auch die Vertriebswege 
werden auf zukünftige Herausforderungen ausgerichtet. Die 
Konzentration auf hochrentable Angebote und finanzkräftige Kunden 
leitet eine Renaissance des Filialgeschäfts ein: 60 Prozent  der 
Befragten erwarten hohe Wertschöpfungsbeiträge aus ihren 
Niederlassungen. Zwar beabsichtigt noch ein Viertel  der Institute, 
unergiebige Standorte zu schließen. Dies stellt aber bereits einen 
deutlichen Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren dar. Zudem planen 
bereits 15 Prozent  der Banken die Eröffnung neuer Außenstellen. Der 
Grund: Für Beratungsgespräche bevorzugen Kunden immer noch die 
Filiale. Dort werden margenstarke Produkte abgesetzt und der höchste 
Gewinn erzielt.
Aber auch Telefon- und Onlinebanking genießen weiter Pflege und 
Aufmerksamkeit: Durch Standardisierung und Automatisierung haben sich
diese Vertriebswege von einer subventionierten Servicemaßnahme zu 
einem rentablen Absatzkanal entwickelt. Oft nachgefragte, aber 
margenschwache Produkte lassen sich hier mit größerem Gewinn 
platzieren. Ein Drittel  der Manager setzt deshalb auf hohe Gewinne 
aus dem Internet-Geschäft. Große Hoffnungen setzen die Banken auch in
Beratungs-Hausbesuche. Vom mobilen Vertrieb erwartet mehr als die 
Hälfte  der Befragten hohe Erträge.
Als massives Vertriebsproblem erweisen sich mittlerweile die 
Selbstbedienungsbereiche am Filialeingang. Ursprünglich sollten sie 
als Servicedienstleistung Kunden binden und das Personal für die 
ertragreicheren Geschäfte entlasten. Sie bewirken aber das genaue 
Gegenteil: Da die Kunden für ihre alltäglichen Erledigungen die 
Filialräume nicht mehr betreten müssen, besteht auch keine 
Gelegenheit, sie persönlich an lukrative Themen wie Altersvorsorge, 
Geldanlage oder Kredite heranzuführen. Zudem vermindert die 
Unpersönlichkeit von SB-Bereichen, Onlineportalen und 
Spracherkennungscomputern die Bindung an das Institut. Steigende 
Wechselquoten sind die Folge. Die Banken reagieren mit neuen 
Raumkonzepten und verstärkten Investitionen in 
Kundenbindungsmaßnahmen: 88 Prozent  der Befragten messen diesem 
Thema eine hohe Bedeutung bei. Eine datengestützte Segmentierung der 
Kundschaft ermöglicht es, standardisierte, aber bedarfsgerechte 
Servicekonzepte zu entwickeln. Durch Zufriedenheitsbefragungen etwa 
soll die abwanderungswillige Klientel erkannt und mit günstigen 
Angeboten gehalten werden.
Der scharfe Wettbewerb um die Kunden gilt inzwischen als die 
größte Herausforderung im Bankgeschäft. Vor vier Jahren hielt nur 
einer von fünf Finanzmanagern die Mitbewerber für die 
Hauptschwierigkeit. Seitdem ist der Anteil stetig gestiegen. 
Inzwischen sehen mehr als die Hälfte der Befragten die Konkurrenz als
das brennendste Problem in einer Branche, deren Konsolidierung noch 
lange nicht abgeschlossen ist. Obwohl sich die Anzahl der Banken in 
Deutschland während der vergangenen fünfzehn Jahre halbiert hat, 
decken die fünf größten nur 22 Prozent  des Marktes ab. In Frankreich
liegt die Konzentration beispielsweise bei 45 Prozent,  in 
Großbritannien bei 35 Prozent.  Der Konkurrenzdruck durch Mitbewerber
aus dem eigenen Land drückt die Gewinnspannen. Zudem nehmen 
ausländische Banken den traditionellen Kreditinstituten Marktanteile 
im Privat- und Firmenkundengeschäft ab.
Kostensenkungen, Serviceverbesserungen und Kooperationen sind 
lange nicht alle Maßnahmen, die die Kreditinstitute zur 
Weichenstellung nutzen. Die Bankmanager bedienen zeitgleich 
unterschiedlichste Stellschrauben, um steigende Umsätze zu 
generieren. Eine klare Strategie hat sich dabei bisher nicht 
herauskristallisiert. So geben beispielsweise neun von zehn  Managern
an, mit Bestandskunden wachsen zu wollen. Drei Viertel  wollen aber 
zugleich auch Neukunden gewinnen. Diese Ziele schließen sich nicht 
aus, erfordern jedoch zwei völlig unterschiedliche Strategien zur 
selben Zeit. Dies birgt die Gefahr einer Verwässerung der Maßnahmen, 
erschwert die Kommunikation nach innen wie nach außen und behindert 
die Erfolgskontrolle.
Die aktuelle Studie "Branchenkompass 2006 Kreditinstitute" von 
Steria Mummert Consulting AG entstand in Zusammenarbeit mit dem 
F.A.Z.-Institut. In einer Topentscheiderbefragung informierten 100 
Führungskräfte aus 100 der größten Bankgesellschaften Deutschlands 
über ihre Investitionsziele und ihre Marktpolitik bis 2009.

Pressekontakt:

Jörg Forthmann
Faktenkontor GmbH
Telefon: (040) 227 03-7787
Fax: (040) 227 03-7961
Joerg.Forthmann@faktenkontor.de

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