Jugendliche in Sachsen bleiben psychisch stark belastet
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Jugendliche in Sachsen bleiben psychisch stark belastet. Nach deutlichen Anstiegen während der ersten beiden Corona-Jahre gab es im vergangenen Jahr zwar leichte Rückgänge bei den psychisch bedingten Neuerkrankungsraten. Trotzdem blieben die Behandlungszahlen höher als vor der Pandemie. Jugendliche Mädchen sind weiterhin am stärksten betroffen sind. Fachleute sehen keinen Grund für Entwarnung und fordern, die bestehenden Vorsorgeuntersuchungen zu verbessern. Zudem diskutieren DAK-Chef Storm und Landeschefin Enenkel morgen in Leipzig gemeinsam mit Sozialministerin Köpping und Fachleuten notwendige Präventionsmaßnahmen. Lesen Sie mehr in unserer Pressemeldung.
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Ihr Presseteam der DAK-Gesundheit Sachsen
Jugendliche in Sachsen bleiben psychisch stark belastet
- DAK-Kinder- und Jugendreport untersucht ambulante und stationäre Daten von 2017 bis 2022
- Depressionen, Ängste und Essstörungen jugendlicher Mädchen bleiben über dem Vor-Corona-Niveau
- Experte fordert Verbesserung der Vorsorgeuntersuchungen
- DAK-Gesundheit im Dialog mit Sozialministerin Köpping und Fachleuten
Psychische Erkrankungen von sächsischen Kindern und Jugendlichen bleiben auf einem hohen Niveau. Nach deutlichen Anstiegen während der ersten beiden Corona-Jahre gab es im vergangenen Jahr zwar leichte Rückgänge bei den psychisch bedingten Neuerkrankungsraten. Trotzdem blieben die Behandlungszahlen höher als vor der Pandemie. Das zeigt der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit für Sachsen. Die Analyse legt einen besonderen Fokus auf jugendliche Mädchen (15 bis 17 Jahre), da diese weiterhin am stärksten von Depressionen, Angststörungen und Essstörungen betroffen sind. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse sehen Experten keinen Grund für Entwarnung und fordern, die Vorsorgeuntersuchungen bei Kinderärzten zu verbessern. Zudem diskutieren DAK-Chef Storm und Landeschefin Enenkel morgen in Leipzig gemeinsam mit Sozialministerin Köpping und Fachleuten notwendige Präventionsmaßnahmen – mit besonderem Fokus auf Mediensucht.
Laut DAK-Auswertung erhielten im vergangenen Jahr 16 Prozent weniger jugendliche Mädchen eine Neu-Diagnose bei psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen als 2021. Bei den Jungen im Jugendalter gab es ein Minus von sechs Prozent. Vergleichen mit der Situation vor der Corona-Pandemie lagen die Behandlungszahlen im vergangenen Jahr weiterhin auf einem hohen Niveau. Hier gab es bei jugendlichen Mädchen 2022 im Vergleich zu 2019 ein Plus von zehn Prozent, bei den Jungen waren es sieben Prozent mehr.
„Dass die Neuerkrankungsraten im vergangenen Jahr leicht gesunken sind, ist kein Grund für eine Entwarnung“, betont Christine Enenkel, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Sachsen. „Das Niveau ist gegenüber 2019 immer noch hoch und das Leiden vieler Kinder und Jugendlicher verfestigt sich. Deshalb müssen wir in der Prävention aktiver werden und psychische Belastungen unserer Kinder besser erkennen.“
Jugendliche Mädchen leiden besonders
Die aktuelle Analyse des Kinder- und Jugendreport belegt, dass vor allem jugendliche Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren mit Depressionen, Angststörungen und Essstörungen in ärztlicher Behandlung sind. Die Neuerkrankungsrate bei Depressionen nahm 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent zu. Im Vergleich zu 2019 gab es sogar einen Anstieg um zwei Drittel. Bei Ängsten und Essstörungen sind die Trends ähnlich ausgeprägt. Im Vergleich zu 2021 erkrankten im vergangenen Jahr 22 Prozent mehr jugendliche Mädchen neu an Angststörungen – im Vergleich zu 2019 waren es 59 Prozent mehr. Bei Essstörungen gingen 2022 die Neuerkrankungen im Vergleich zum Vorjahr um ein gutes Fünftel zurück. Mit Blick auf 2019 stiegen die Zahlen aber um knapp die Hälfte an.
Jungen nicht durchs Raster fallen lassen
Die DAK-Analyse verdeutlicht, dass Jungen im Jugendalter seltener aufgrund von psychischen Erkrankungen oder Verhaltensstörungen behandelt werden. So hatten Jungen im Jugendalter 2019 eine Neuerkrankungsrate von 58,8 je 1.000 Versicherte und Mädchen von 82 je 1.000 Versicherte. 2022 stieg die Rate bei den Jungen auf 62,7 (plus 7 Prozent) und bei den Mädchen auf 90,4 (plus 10 Prozent). Cornelia Metge, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und Vorstandsmitglied der Bundespsychotherapeutenkammer, dagegen warnt: „Dass Jungen aufgrund psychischer Erkrankungen oder Verhaltensstörungen seltener behandelt werden, heißt nicht zwangsläufig, dass sie von psychischen Störungen weniger betroffen sind als Mädchen. Psychische Störungen, die sich bei Jungen oft in Aggressivität, Impulsivität und oppositionellem Verhalten äußern, werden insbesondere bei Jugendlichen nicht selten als mit der Pubertät in Zusammenhang gebrachte Verhaltensauffälligkeiten abgetan.“ Zudem täten sich Jungen schwerer, psychosoziale Hilfsangebote anzunehmen und sich psychische Probleme einzugestehen. „Da Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte häufig die erste Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern sind, ist es wichtig, dass sie mit Kinder- und Jugendlichentherapeutinnen und -therapeuten vor Ort gut vernetzt sind, damit die Jungen nicht durchs Raster fallen“, mahnt Metge.“
Zur Früherkennung von Mediensucht und Depressionen übernehme die DAK-Gesundheit als erste Kasse in Sachsen seit Oktober 2020 neue Untersuchungen bei Kinder- und Jugendärzten. „Das Frühwarnsystem ergänzt bestehende Untersuchungen“, sagt Enenkel.
Vorsorgeuntersuchungen müssen verbessert werden
Darüber hinaus müssten bestehende Vorsorgeuntersuchungen bezüglich psychosozialer Themen weiterentwickelt werden, fordert Prof. Veit Roessner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Uniklinikums Carl Gustav Carus in Dresden: “Die Erfassung von psychosozialen Auffälligkeiten muss bei der Früherkennung dringend verbessert werden. In einem Pilotprojekt in der Region Dresden haben wir zunächst im Rahmen der U-Untersuchungen für fünf- bis zehnjährige Kinder erstmals routinemäßig einen Elternfragebogen erfolgreich eingesetzt. Nun müssen wir zügig zu einem deutschlandweiten Einsatz dieses Screening-Fragebogens zur Verbesserung der Versorgung kommen.“
DAK-Gesundheit im Dialog mit Sozialministerin und Fachleuten
Zudem diskutieren DAK-Vorstandschef Andreas Storm und DAK-Landeschefin Christine Enenkel morgen in Leipzig* mit Sozialministerin Petra Köpping, der Zschopauer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Cornelia Metge, der Landtagsabgeordneten Sandra Gockel und dem Aufklärungsexperten Florian Buschmann Maßnahmen zur besseren psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Dabei werden sie mit dem anwesenden Fachpublikum das Thema Mediensucht in den besonderen Fokus nehmen.
Für die aktuelle DAK-Analyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 20.200 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Sachsen versichert sind. Analysiert wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022. Es ist die erste umfassende Analyse von ambulanten und stationären Behandlungen für das vergangene Jahr.
Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon mehr als 150.000 in Sachsen, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands.
*Die Veranstaltung kann sowohl in Präsenz als auch im Livestream verfolgt werden. Anmeldungen sind noch per E-Mail möglich.
Kontakt:
Stefan Wandel
DAK-Gesundheit Pressesprecher Sachsen und Thüringen Freiberger Str. 37, 01067 Dresden Tel. 0351 312085 1127 Mobil 0160 5320898 stefan.wandel@dak.de www.dak.de/presse