Nestlé erhält Goldenen Windbeutel 2014 - Verbraucher wählen Alete Trinkmahlzeiten zur dreistesten Werbelüge des Jahres - foodwatch fordert: Produkt vom Markt nehmen!
Berlin/Frankfurt a. M. (ots)
+++ ACHTUNG BILDREDAKTIONEN: Fototermin heute 10 Uhr - Nestlé-Zentrale, Lyoner Str. 23, 60528 Frankfurt/Main +++ Live-Tweets von der Aktion unter @foodwatch_de +++
Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé erhält mit seiner Marke Alete den Goldenen Windbeutel 2014, den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres. Bei einer Online-Abstimmung der Verbrauchorganisation foodwatch stimmten die Teilnehmer mit großem Vorsprung für die Alete Trinkmahlzeiten ab dem 10. Monat: Weil solche hochkalorischen Trinkmalzeiten Überfütterung und Kariesbildung fördern, warnen Ärzte seit langem vor dem Verzehr - Nestlé verkauft sie dennoch wie gesunde, babygerechte Produkte. foodwatch wird versuchen, Nestlé den Goldenen Windbeutel heute um 10 Uhr am Deutschland-Sitz des Konzerns in Frankfurt am Main zu überreichen.
Einen Monat lang hatten die Verbraucher auf www.goldener-windbeutel.de unter fünf Kandidaten über die dreisteste Werbelüge des Jahres abgestimmt. Dabei kam es zu einer Rekordteilnahme: Insgesamt gingen mehr als 158.000 gültige Stimmen ein und damit so viele wie noch nie bei einer Wahl zum Goldenen Windbeutel. Auf die Alete Trinkmahlzeiten entfielen 45,8 Prozent der Stimmen (mehr als 72.000).
foodwatch forderte Nestlé auf, das Produkt vom Markt zu nehmen und hat dazu eine E-Mailaktion unter www.foodwatch.de/alete-aktion an das Unternehmen gestartet. "Kalorienreiche Trinkmahlzeiten sind für Säuglinge völlig ungeeignet. Nestlé muss die Produkte aus dem Handel nehmen und endlich aufhören, Profit auf Kosten der Gesundheit von Babys zu machen", sagte Oliver Huizinga, foodwatch-Experte für Lebensmittelwerbung.
Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) fordert bereits seit 2007 einen Stopp der Vermarktung von Trinkmahlzeiten, diese sei "unverantwortlich und gefährdet die Kindergesundheit". Die DGKJ hat foodwatch bestätigt, dass diese Position weiterhin aktuell ist. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid für foodwatch hatten sich Ende August 93 Prozent der Befragten für eine gesetzliche Vorgabe ausgesprochen, nach der sich Hersteller bei der Rezeptur von Babynahrung an die wissenschaftlichen Empfehlungen von kinderärztlichen Fachgesellschaften halten müssen.
Auf dem zweiten Platz der Online-Abstimmung zum Goldenen Windbeutel landete die hühnerfleischfreie "Hühnersuppe" von Knorr (Unilever). Das vollständige Ergebnis:
1. Platz: Alete Trinkmahlzeiten ab dem 10. Monat von Nestlé, 45,8 Prozent 2. Platz: Knorr activ Hühnersuppe von Unilever, 25,2 Prozent 3. Platz: Glacéau Vitaminwater von Coca-Cola, 14,6 Prozent 4. Platz: Belvita Frühstückskeks von Mondelez (ehemals Kraft), 11,5 Prozent 5. Platz: Unser Norden Bio Apfelsaft naturtrüb der Coop eG, 2,9 Prozent
Die fünftplatzierte Coop eG hatte bereits während der laufenden Wahl angekündigt, bei allen unter der Eigenmarke "Unter Norden" verkauften Produkten in Zukunft eine regionale Herkunft der Zutaten auch sicherzustellen. Beim Bio-Apfelsaft hatte die Handelsgenossenschaft nach mehrfacher Nachfrage eingeräumt, aller Regionalitätswerbung zum Trotz die Äpfel auch von außerhalb Norddeutschlands zu beziehen.
Blogger gegen Etikettenschwindel
foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal. Ziel ist es, mit dem Negativpreis auf die systematische, ganz legale Irreführung bei Lebensmitteln hinzuweisen. Besonders bedankt sich foodwatch bei zahlreichen Bloggern, die die Wahl auf ihrer Seite eingebunden haben und so gegen den Etikettenschwindel an-gebloggt haben. Die drei Blogs, die die meisten Stimmen beitragen konnten, waren:
1. Platz: www.lebensmittellexikon.de 2. Platz: www.green-friday.de 3. Platz: www.homeveganer.blogspot.de
Link:
- Ergebnisse der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2014: www.goldener-windbeutel.de
--- REDAKTIONELLE HINWEISE ---
Download-Material
- Pressemappe, O-Töne und Bildmaterial - bis ca. 14 Uhr auch Fotos von der "Preisverleihung" bei Nestlé - zum Download unter: www.foodwatch.de/windbeutel2014
Hinweise zu Formulierungen
foodwatch möchte freundlich empfehlen, bei der Berichterstattung auf folgende Formulierungen zu verzichten:
- "foodwatch prangert an": Der Pranger ist ein Instrument des Mittelalters, bei dem sich der "Angeprangerte" nicht wehren konnte. Deshalb ist der Vergleich schief: Wenn überhaupt, prangern Lebensmittelhersteller ihre Produkte selbst an, indem sie sie zum Verkauf in Supermarktregale stellen und öffentlich bewerben. Über die Aufrichtigkeit der Vermarktung und Kennzeichnung entscheiden sie im Rahmen der Gesetze selbst.
Richtig ist also: foodwatch "kritisiert" die genannten Werbepraktiken, "wirft den Herstellern Etikettenschwindel/Irreführung/legale Verbrauchertäuschung vor" etc.
- "Die Verbraucher sollten also besser genau aufs Kleingedruckte achten": Das ist zwar nie verkehrt, aber auch nicht die Lösung für das Problem des legalen Etikettenschwindels und insofern aus unserer Sicht kein geeignetes Fazit. Denn viele Informationen stehen gar nicht erst auf der Verpackung. Und selbst wenn: Unserer Vorstellung entspräche es auch nicht, wenn sich Verbraucher vorne auf der Packung in Großbuchstaben Schwindel gefallen lassen müssten, wenn sie hinten im Kleingedruckten die Auflösung finden könnten. Entscheidend ist also die Frage, wie der gesetzliche Rahmen gestaltet werden muss, um die Unternehmen zu einer ehrlicheren Kennzeichnung und Bewerbung zu veranlassen.
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