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Verbraucherschutz unterhalb der Nachweisgrenze
foodwatch fordert neues Konzept zur Acrylamid-Minimierung
Umfrage zeigt Defizite

Berlin (ots)

Während das Bundesministerium für
Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft sich mit dem
"Acrylamid-Minimierungskonzept" auf einem guten Weg sieht, vermisst
foodwatch konsequenten Verbraucherschutz. foodwatch stützt sich dabei
auch auf eine repräsentative Umfrage, nach der sich große Teile der
Bevölkerung von den Regierungsmaßnahmen nicht geschützt        
fühlen. "Das ‚Minimierungskonzept' der Bundesregierung setzt bei den
schlechtesten Acrylamid-Werten an, anstatt die jeweils
Acrylamid-ärmsten Herstellungsverfahren zur Richtschnur zu erklären",
kritisiert foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode und fordert, alle
verfügbaren Messwerte samt Produktnamen unverzüglich und bundesweit
zu veröffentlichen. foodwatch sieht zudem großen Spielraum für die
Politik, um Nahrungsmittelhersteller zu schnellerem Handeln zu
bewegen.
In der repräsentativen Meinungsumfrage, die vom
Meinungsforschungsinstitut INRA im Auftrag von foodwatch durchgeführt
wurde*, gaben weniger als die Hälfte der Befragten (42 Prozent) an,
von Acrylamid gehört zu haben. Von diesen halten mehr als zwei
Drittel (68 Prozent) den Stoff für gesundheitlich bedenklich, 15
Prozent halten ihn für nicht bedenklich. Von denen, die sich Sorgen
wegen ihrer Gesundheit machen, fühlten sich weniger als ein Viertel
(23 Prozent) durch die Maßnahmen der Regierung geschützt, zwei
Drittel hingegen (66 Prozent) fühlen sich nicht geschützt. "Die
Regierung ignoriert ihren Schutzauftrag", kommentiert Thilo Bode die
Befragungsergebnisse.
Das Minimierungskonzept der Bundesregierung arbeitet mit
Warengruppen-bezogenen "Signalwerten". Bei Überschreitungen dieser -
nach Einschätzung von foodwatch sehr hoch angesetzten - "Signalwerte"
werden die Hersteller und die zuständigen Behörden der Bundesländer
informiert und zu Minimierungsschritten aufgefordert. Ebenso wird bei
Acrylamid-Messwerten von über 1.000 µg/kg und bei den jeweils zehn
Prozent am höchsten mit Acrylamid belasteten Produkten aus jeder
Warengruppe verfahren. Da die Messwerte nicht produktbezogen
veröffentlicht werden, entsteht kein Druck auf die Hersteller, sich
zu beeilen. In Tierversuchen hat sich Acrylamid als krebserregend und
erbgutschädigend erwiesen.
foodwatch fordert wirkungsvolle Maßnahmen
Angesichts der Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung müssen
Behörden und Produzenten schnellstens handeln, daher fordert
foodwatch:
1. Produktbezogene Veröffentlichung - wie in Schweden oder
Großbritannien bereits Praxis - bzw. Etikettierung und entsprechende
Kommentierung aller Messergebnisse. Dadurch entsteht effektiver Druck
auf die Hersteller, die Acrylamid-Belastungen rasch zu senken und die
Möglichkeit für Verbraucherinnen und Verbraucher, die am wenigsten
belasteten Produkte zu kaufen.
2. Die Hersteller mit den niedrigsten Acrylamid-Werten müssen zum
Maßstab für das Minimierungskonzept werden. Hieran sind die
Vorschriften für eine "Gute Herstellungspraxis" auszurichten.
3. Bei der Umsetzung der Strategie muss die Bundesregierung ihre
Handlungsspielräume konsequent nutzen. Die
EU-Kontaminanten-Verordnung von 1993 sowie die "Glykol-Entscheidung"
des Bundesverfassungsgerichtes vom Juni 2002 stellen wichtige
Anknüpfungspunkte dar.
"Die Verbraucher erwarten von der Bundesregierung, dass sie ihr
eigenes Regierungsprogramm auch umsetzt, nach dem der gesundheitliche
Verbraucherschutz absoluten Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen
hat", resümiert Thilo Bode.
* INRA Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung GmbH,
telefonische Befragung vom 25.-29. November 2002 von 930
Bundesbürgern ab 18 Jahre

Pressekontakt:

foodwatch e.V.
Carsten Direske
presse@foodwatch.de
Tel. 030/240 476-19
Fax 030/240 476-26

Original content of: foodwatch e.V., transmitted by news aktuell

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